(Prime Quants) – So, jetzt wissen wir es also ganz genau. Die Forscher der Stiftung für Zukunftsfragen (ja, so etwas gibt es auch, dank der Initiative von British American Tobacco!) haben uns in dieser Woche mit den Ergebnissen ihrer Langzeitstudie beglückt. Seit 1993 nämlich wird eifrig erforscht, was denn die Deutschen in ihrer Freizeit (derzeit 3 Stunden und 56 Minuten täglich, was mache ich eigentlich falsch?) so alles treiben. Also, nicht alle Deutschen natürlich, sondern nur jeweils 4000 repräsentativ Auserwählte ab 14 Jahren, und anhand von deren freizeitlichem Verhalten wird im Anschluss auf den Rest der Republik geschlossen. Nun habe ich zwar durchaus Zweifel, ob bei den oben Genannten auch meine eigenen Freizeitaktivitäten ausreichend repräsentiert werden, aber sei’s drum. Das Ergebnis ist auch so, ganz ohne meine Mithilfe, eindeutig: Das deutsche Volk sitzt am liebsten vor der Glotze! Dabei verwischt die Grenze zwischen Fernseh- und Computer- oder Smartphone-Bildschirm neuerdings zwar neuerdings zunehmend, ist aber auch egal, womit, denn unter dem Strich gucken alle, an- und ausdauernd. Über zwei Drittel der Deutschen sehen täglich fern, 97 Prozent drücken mindestens einmal pro Woche den grünen Knopf auf der Fernbedienung. Das ist zum 25. Mal in Folge und gänzlich unangefochten der Spitzenplatz unter den liebsten Freizeitaktivitäten der Deutschen! Und wenn der TV einmal nicht läuft, steht die Mediennutzung dank Computer und Telefon dennoch weiterhin ganz oben. Da standen in dieser Woche auch die amerikanischen Indizes, weshalb wir jetzt zum einen im wahrsten Sinn des Wortes in die Ferne sehen, nämlich über den großen Teich und zum anderen endlich beim eigentlichen Thema angekommen sind, dem Marktgeschehen der vergangenen Tage:

Blickpunkt

Und da standen ganz eindeutig die US-Indizes im Blickpunkt. Allen voran diesmal der S&P 500, der am Mittwoch zum allerersten Mal in seiner Geschichte über der Marke von 2.000 Zählern schloss. Und quasi nebenbei auch noch drei neue Allzeit-Hochs in Folge markierte. Da kam selbst der alte Dow Jones nicht mehr mit, der in dieser Woche aber immerhin intraday einen neuen Rekordstand erzielen konnte. Die Augustbilanz der Amerikaner fällt damit überraschend positiv aus: +3,4 Prozent beim S&P 500, +3,1 Prozent beim Dow vor dem heutigen letzten Handelstag des Monats, das kann sich durchaus sehen lassen. Vor allem im Vergleich zum heimischen Markt. Da sah es zwar zu Wochenbeginn und auch im Chartbild zunächst noch nach einer echten Erholungsbewegung aus, als die Kurse den Bereich um 9.600 Punkte zurückeroberten und damit geradezu mustergültig eine V-Formation ausbildeten. Eine solche gilt unter Charttechnikern nämlich als Ausgangspunkt für eine anschließende Konsolidierungsphase, aus der wiederum häufig ein neuer Rallyeschub entsteht. Tja, anscheinend zu früh gefreut – mit dem gestrigen Rücksetzer unter die 9.500er-Marke bis an die eben erst überbotene Juni-Abwärtstrendgerade hat die Kauflaune der Anleger erst einmal einen Dämpfer abbekommen. Das spiegelt sich prompt auch in der Monatsbilanz wider: Nur +0,6 Prozent stehen vor Abschluss des heutigen Handelstags beim DAX zu Buche. Aber Moment mal – wie war das doch noch gleich mit den amerikanischen Märkten als Taktgeber? Fakt ist:

Weitblick

Auch wir können Langzeitstudie! Und da findet sich im relativen Chartvergleich zwischen den drei Delinquenten eine klare Aussage: Sowohl Dow Jones als auch S&P 500 liegen in der Langzeitbetrachtung deutlich über dem DAX, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich beim deutschen Leitindex im Gegensatz zu den amerikanischen Kollegen um einen Performanceindex handelt, in dem Dividendenzahlungen und Bezugsrechte also berücksichtigt werden. Zoomt man das Bild jedoch auf und betrachtet nur die vergangenen 12 Monate, zeigt sich eine kleine Überraschung – der S&P notiert deutlich über DAX und Dow. Vor diesem Hintergrund wird eine eigentlich nebensächliche Meldung interessant – der US-Börsenguru George Soros hat seine Put-Optionen auf den S&P 500 im zweiten Quartal von rund 300 Millionen auf 2,2 Milliarden Dollar aufgestockt und gleichzeitig sein Gold-Engagement verstärkt. Ob der Altmeister damit tatsächlich, wie in einigen Schlagzeilen reißerisch verkündet, auf einen Aktiencrash setzt oder lediglich vorhandene Long-Positionen absichern will, bleibt dabei im Dunkeln. Wir wissen auch (noch) nicht, wie und wo sich der alte Mann im laufenden Quartal positioniert (hat). Dennoch lässt sich diese Aktion als ein Indiz werten. Vielleicht braut sich da in der Ferne ja tatsächlich etwas zusammen. Und vielleicht ist es von dieser Warte aus betrachtet auch gar kein Nachteil, dass der DAX bislang hinter den amerikanischen Vorreitern hinterher hinkt. Denn unter dem Strich bietet der deutsche Markt damit durchaus noch Potenzial nach oben…und sich als Alternative zu den US-Börsen an!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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