(Prime Quants) – Sicher ist Ihnen das auch schon aufgefallen: Machtspiele sind in letzter Zeit total en vogue. Im Kino wird man mit der S/M-Schmonzette „Fifty Shades of Grey“ malträtiert, aber auch in Politik und Wirtschaft sind mittlerweile Peitschen und ähnliche Folterwerkzeuge das bevorzugte Mittel der Wahl. Nehmen wir doch kurz unsere griechischen Freunde zum Beispiel: Die haben offensichtlich keine Lust mehr auf Fesselspielchen durch die europäische Domina, drehten den Spieß in dieser Woche kurzerhand um und machten eine ganz neue, eigentlich aber sehr alte Rechnung auf: Statt die hinlänglich bekannten Schulden zurückzuzahlen, fordern Ministerpräsident Tsipras und die Seinen nunmehr ungefähr 332 Milliarden Euro vom deutschen Staat. Reparationen sollen das sein, für NS-Verbrechen an der griechischen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs. Zwar hat Deutschland 1960 bereits 115 Millionen D-Mark als Wiedergutmachung nach Athen überwiesen und damit nach Ansicht Berlins sowie der internationalen Gerichtsbarkeit die Schuld getilgt. Die Griechen sehen das jedoch ganz anders und drohen nun sogar mit der Pfändung deutscher Immobilien auf griechischem Grund und Boden. Ähnlich schön dominant kam natürlich noch ein anderer daher:

Voll im Soll

„Dom“ Mario, Herr über die EZBillionen, dominierte auch in dieser Handelswoche eindeutig das Geschehen an den europäischen Börsen. Nachdem am Montag das nach wie vor umstrittene Anleihekaufprogramm startete, zeigte sich Draghi schon am Mittwoch höchst zufrieden: In den ersten drei Tagen kaufte die Europäische Zentralbank für ganze 9,8 Milliarden Euro Papiere diverser Mitgliedstaaten ein und scheint damit voll im Soll zu sein. Der EZB-Chef konnte jedenfalls bereits positive Auswirkungen erkennen und so seine Kritiker in ihre Schranken weisen. Besonders bitter ist das für Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Ausgerechnet dessen Institut musste nämlich – als Folge der hemmungslosen EZB-Niedrigzinspolitik – am gestrigen Donnerstag nachgerade devot einen deutlichen Gewinnrückgang vermelden: Nur noch 2,95 Milliarden Euro werden für 2014 an Bundesfinanzminister Schäuble überwiesen, im Jahr zuvor waren es noch 4,59 Milliarden Euro. Und noch einer wurde vom Gebieter Draghi auf die Knie gezwungen: der Euro selbst. Dessen Wertverfall gegenüber dem US-Dollar nahm in dieser Woche historische Ausmaße an: Mit einem Kurs von nur noch 1,0495 notierte die Gemeinschaftswährung am Donnerstag vorübergehend auf dem tiefsten Stand seit über 12 Jahren. Des einen Leid ist des anderen Freud, wenn nicht gar Lust:

Höhenrausch

Für DAX & Co ging die wahnsinnige Monsterrallye in die nächste Runde. Jeder noch so kleine Rücksetzer wurde gnadenlos aufgekauft. Korrektur? Vergessen Sie‘s! Nichts kann diese Kurse derzeit stoppen, rein gar nichts! Nicht einmal die sehr wahrscheinliche Ankündigung von Zinserhöhungen durch die US-amerikanische Notenbank Fed, die für kommende Woche erwartet wird, und die sich bei den amerikanischen Indizes schon durch teils deutliche Kursrückgänge bemerkbar machte. Plausible Erklärungen für diesen Höhenrausch an Europas Börsen sind – vom Geldregen der EZB einmal abgesehen – schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu finden. Man fühlt sich auf seltsame Weise an Herrn Generaldirektor Haffenloher erinnert, doch sehen Sie selbst: zum Generaldirektor. Der DAX hat – quasi als Vorreiter der neuen europäischen Börsenmacht – seit seinem letzten signifikanten Tief vom Oktober bei damals 8.355 Punkten mittlerweile über 40 Prozent zugelegt. Die bisherige Jahresperformance 2015 liegt bei +20,33 Prozent. Allein für den März steht bislang ein Plus von 3,49 Prozent zu Buche, der Gewinn nur in dieser Woche beträgt 2,15 Prozent. Dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht, liegt auf der Hand. Kein einziger der deutschen Blue Chips hat seinen Wert in den vergangenen fünf Monaten in dieser Größenordnung tatsächlich gesteigert. Hier werden nicht mehr Fundamentaldaten und Unternehmenskennzahlen gehandelt, sondern schräge S/M-Phantasien, wobei das Kürzel S/M in diesem Fall ganz eindeutig für Super/Mega steht!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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