(Prime Quants) – Der Ball ist nicht nur rund, er läuft ab sofort auch – die 20. FIFA Fußballweltmeisterschaft wurde gestern Abend in São Paulo angepfiffen, zur allgemeinen Erleichterung der Veranstalter und überschwänglichen Freude der Brasilianer wurde der Gastgeber mit viel Glück (und tatkräftiger Unterstützung durch den Schiedsrichter) seiner Favoritenrolle sogar gerecht und ging als gefeierter Sieger vom Platz, sodass dem vierwöchigen Fußballfest unter dem Kreuz des Südens zunächst einmal nichts mehr im Wege steht. Na Gott sei’s gedankt, denn auf den Börsenplätzen kam in dieser Handelswoche wahrlich keine Partystimmung auf. Im (äußerst dünnen) Feiertagsgeschäft am Pfingstmontag notierte der DAX zwar immerhin zum allerersten Mal überhaupt per Schlusskurs oberhalb der 10.000er-Marke, und auch die Nebenwerte schraubten sich noch einmal auf neue Höchststände. Dieser aus historischer Sicht bedeutsame Wochenbeginn markierte jedoch gleichzeitig auch das Ende der bisherigen Rekordjagd, denn danach ging es für die Kurse geschlossen und auf breiter Front abwärts. Der DAX tauchte wieder deutlich unter 10.000 ab, der MDAX rutschte Richtung 17.000 zurück, und der Dow versuchte in dieser Woche gar nicht erst, an seine eigene 17.000er-Barriere heran zu kommen. Nach der vorangegangenen Kletterpartie kommt der aktuelle Konsolidierungsabschnitt nun auch wirklich nicht plötzlich und unerwartet. Höchstens die Meldungen, die diesen Fallrückzieher sozusagen auslösten, verdienen an dieser Stelle eine genauere Betrachtung:

Fallrückzieher!

Ein Kursverlust von rund 14 Prozent an einem helllichten Mittwoch, da fallen dem geneigten Börsenkenner aus dem Stand nicht viele Werte ein, die so unvermittelt in einem, denn das ist durchaus relevant, ansonsten intakten Marktumfeld abgestraft wurden. Erwischt hat es in dieser Woche die Aktien der Lufthansa. Deren neuer Chef, Karsten Spohr, führte sich mit einer deutlichen Gewinnwarnung auf dem Parkett ein und korrigierte die vom Vorgänger Franz ausgegebenen Gewinnziele aufgrund des erhöhten Preisdrucks im Konkurrenzkampf vor allem mit den Billigfliegern im Europa- und Nordatlantikgeschäft um gut ein Drittel (1 Milliarde Euro operativer Gewinn statt bis zu 1,5 Milliarden für’s laufende Geschäftsjahr) nach unten. Wumms, das hatte gesessen! Und weil eine schlechte Nachricht selten allein kommt, legte die Weltbank umgehend nach und korrigierte ebenfalls etwas nach unten, nämlich die Wachstumsprognose für 2014. Im Januar noch bei optimistischen 3,2 Prozent, erwarten die globalen Konjunkturwächter für die Weltwirtschaft nunmehr nur noch 2,8 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Und zaubern als (Mit-)Begründung ein schon wieder fast vergessenes Schlagwort aus dem Hut: Die Ukraine-Krise! Na, von der hatten wir ja wirklich lange nichts mehr gehört! Auch der strenge Winter in den USA (richtig, jetzt erinnern wir uns wieder!) könnte für das verlangsamte Wachstum mitverantwortlich zeichnen, ach ja, und die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer bereitet ebenfalls so einiges Kopfzerbrechen. Oha, das hört sich tatsächlich verdammt negativ an. Aber hey – wer ganz genau hinhörte oder –schaute, der konnte durchaus Positives in dem Bericht der Organisation entdecken:

Freistoß!

Für die Eurozone sieht die Weltbank in Gestalt ihres Präsidenten Jim Yong Kim nämlich ausgesprochen rosige Zeiten anbrechen. Für 2014 dürfte es zwar bei der zu Jahresbeginn prognostizierten Wachstumsrate von 1,1 Prozent bleiben, doch für die beiden Folgejahre hob Kim die Ziele um jeweils 0,4 Prozentpunkte auf 1,8 bzw. 1,9 Prozent an. Na bitte! Wenn das mal keine gute Nachricht ist! Ein Freistoß sozusagen, denn was die Märkte derzeit dringend brauchen, sind positive Impulse von der Basis, sprich der konjunkturellen Seite, die neuen Schwung in die Aufwärtsbewegung bringen. Sie wissen – die Geldgeschenke der Zentralbanken alleine werden die Rallye an den Börsen nicht stützen können. Fundamentales Futter ist da genau so vonnöten, und als solches ist der Weltbankbericht prima geeignet, zumal die Nachrichtenlage in punkto Geschäftsberichte etc. derzeit ausgesprochen dünn gesät ist und die politische Entwicklung im Irak zudem kursbelastende Wirkung zeigt. Wir erwarten daher für die kommenden Sitzungen eine Fortsetzung der aktuellen Konsolidierungsphase mit möglichen Rücksetzern bis in den Bereich um 9.600 Zähler im DAX. Dennoch: Unsere Markteinschätzung bleibt übergeordnet bullish, auch wenn es für die nächsten Angriffswellen in Richtung neuer Rekordstände sicher noch den einen oder anderen Anstoß braucht!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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