(Prime Quants) – So beängstigend das Szenario für den Sparer wirken mag – seinen Platz als Geburtshelfer der 10.000-Punkte-Marke im DAX hat der Chef der Europäischen Zentralbank Mario Draghi sicher. Für die Geschichtsschreiber ist der Präsident der Europäischen Zentralbank zumindest am deutschen Finanzmarkt schon jetzt unsterblich.

Die ganze Woche hatten alle Markteilnehmer darauf gewartet. Was würde Mario Draghi verkünden? Würde die EZB alles beim alten lassen oder den Leitzins von den zuvor geltenden 0,25 Prozent wegbewegen? Eine Senkung des Zinses? Ja wohin eigentlich? Auf Null? Oder etwas niedriger als bislang? 0,15 Prozent kursierten, aber das wäre eine Abweichung von der bisherigen Praxis in 0,25 Prozentschritten vorzugehen? Warum sollte die EZB das tun?

Die Europäische Zentralbank hat sich letzten Endes für die Senkung auf eben die unerwartet und historisch niedrigen Zinsen von 0,15 Prozent entschieden. Aber offenbar war das noch nicht genug. Was könnte dieser Zinsschritt auch schon bewirken? Das Geld ist für Banken zwar billiger geworden, aber 0,15 Prozent sind sehr viel näher am Ausgangswert, als an der zu recht befürchteten Nullmarke. Eine solche Aktion lässt sich als Winkelzug betrachten. Man senkt den Zins ohne ihn so richtig zu bewegen – man sendet ein Signal ohne viel zu machen.

Für die Finanzmärkte ein Grund zur Freude, denn das Geld bleibt weiter günstig zu haben. Günstiges Geld senkt Zinsen. Aber nicht nur die Zinsen für Kredite sinken, was in einer Belebung der Wirtschaftsaktivität enden kann, nein auch die Zinsen auf angelegte Gelder bei den Banken, das private Ersparte, fallen weiter auf die Nulllinie zu. Sinkt das Zinsniveau am Markt unter die gemessene Inflation, so wird die Kaufkraft des Geldes mit jedem Zinszahlungstermin geringer.

Da der Zins aber im nicht das Hauptproblem war, wurde auch an einer weiteren Stellschraube des internationalen Geldsystems der Europäischen Union gedreht. Die EZB kam zu dem Schluss, dass die von den Banken abgefragten Eurobeträge nicht in ausreichender Menge in den Geldkreislauf kamen. Vielmehr wurde beklagt, dass das Geld wie ein Ping-Pong-Ball per Einlage bei der EZB wieder zurück. Die vereinfachte Darstellung deutet das Problem jedoch nur an. Das eigentliche Kernproblem kann als mangelndes Vertrauen beschrieben werden. Üblicherweise leihen sich Banken untereinander kurzfristig Geld. Damit werden unter Anderem kurzfristige Verpflichtungen bedient. Das ausgemachte Problem war das stark zurückgegangene Volumen des Interbankenhandels. Hier hatte man im Entscheidungsgremium offenbar mehr für Zweckmäßig gehalten, denn die zusätzliche Maßnahme zur Zinssenkung, war eine Strafzahlung auf eigelegte Gelder bei der EZB. 0,1 Prozent Verlust müssen hingenommen werden, wenn eine Bank ihr Geld anstelle es im Wirtschaftskreislauf unterzubringen, beim Geldproduzenten parkt.

Die Wirkung auf die Märkte

Auf dem deutschem Parkett herrschte in Erwartung der EZB-Entscheidung angespannte Ruhe, nahezu nichts geschah und ein jeder wartete auf die Pressekonferenz der EZB. Man konnte die Luft in den Handelsräumen fast schneiden. Direkt nach der Erlösenden Meldung, denn die EZB handelte genau so, wie es von vielen erhofft wurde, explodierten die Kurse. 10.000 Punkte waren endlich erreicht. Auch wenn es nur eine Zahl ist, so ist es dennoch eine für die Ewigkeit. Am 5. Juni 2014 notierte der deutsche Leitindex DAX erstmalig im fünfstelligem Bereich.

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