(Prime Quants) – Sie, ich, wir alle müssen jetzt sehr stark sein. Der deutsche Aktienmarkt will nicht mehr. Er kann nicht mehr. Es ist vorbei. Also, beinahe, oder auch so gut wie, zumindest wenn das so weitergeht wie in den vergangenen Sitzungen. Diesem Eindruck kann man sich jedenfalls bei der Betrachtung der abgelaufenen Handelswoche nicht erwehren. Ohne Wenn und Aber, vor allem aber ohne echten Grund fand auf dem Parkett ein wahrer Ausverkauf statt, der manch einen Marktteilnehmer und –beobachter relativ ratlos zurücklässt. Besonders dramatische Szenen spielten sich am gestrigen Donnerstag nach dem Ende der eigentlichen Handelszeit ab: Nachdem der DAX per Schlusskurs bei 9.017,79 Zählern bereits ein neues Jahrestief markierte und auf dem tiefsten Stand seit Dezember aufschlug, stürzten die Kurse anschließend in einem wahren Sell-Off noch einmal knapp 90 Punkte tiefer und rissen dabei gleich mehrere wichtige Unterstützungen ein. Damit wurde jetzt einiges Porzellan zerschlagen, aber ignorieren wir die Panik in Frankfurt erst einmal und blicken zunächst auf die nackten Zahlen:

Minus²

Krim hin oder her – die Bilanz des deutschen Leitindex kann sich bislang nicht sehen lassen. Seit Jahresbeginn verbucht der Index mittlerweile ein Minus von 5,6 Prozent. Der März trägt daran die größte Schuld – minus 7 Prozent seit Beginn des Monats, das kann man getrost als Minus hoch 2 bezeichnen. Bei den Nebenwerten ist der Schaden nicht ganz so gravierend – seit Anfang Januar gab der MDAX „nur“ 3,7 Prozent nach, auch die März-Performance fällt mit -5,5 Prozent annähernd moderat aus. Geradezu erfreulich präsentiert sich dafür der TecDAX: Mit einem Plus von knapp 3 Prozent seit Neujahr und einem bisherigen März-Abschlag von 6 Prozent kommt das Technologie-Barometer unter dem Strich relativ glimpflich davon. Der DAX selbst ist also aktuell das „Problem“ am deutschen Aktienmarkt, und das wird noch deutlicher, wenn wir über die Grenzen hinweg und da vor allem nach Übersee blicken:

Der deutsche Patient

Die amerikanischen Indizes haben sich von den politischen Wirren im fernen Russland bzw. der noch ferneren Ukraine bislang kaum beeindrucken lassen. Vor allem der breit gefasste und damit überaus repräsentative S&P 500 zeigt derzeit eine hohe innere Stärke, die am vergangenen Freitag in einem neuen All-Time-High bei 1.878 Punkten gipfelte. Moment – neues Rekordhoch im S&P, neues Jahrestief im DAX? Was läuft denn hier verkehrt? Ganz einfach: Die Krim-Krise wird in Deutschland als Market Mover schlichtweg zu heiß gehandelt. Russland rangiert auf der Liste der Handelspartner Deutschlands unter ferner liefen die Furcht vor einer Verschärfung des Konflikts ist demnach unbegründet und überzogen. Und trotz der massiven Abverkäufe im DAX liegen gerade in dieser aktuellen Schwächephase neue Chancen für den nächsten Hausse-Schub auch diesseits des Atlantiks:

Warn- oder Kaufsignale?

Ja, der DAX ist aus dem langfristigen Aufwärtstrend nach unten herausgefallen. Ja, mit dem Unterkreuzen der kurz- und mittelfristigen Durchschnittslinien wurden neue Verkaufssignale generiert (und offensichtlich auch sofort umgesetzt). Ja, die 9.000er-Unterstützung hat sich als butterweich erwiesen und wie ein Stück derselben nachgegeben. Ja, das „Angst-Barometer“, der Volatilitätsindex VDAX-New hat soeben ein neues Jahreshoch markiert. Ja, aber: Der Index ist aktuell massiv überverkauft. Eine Gegenreaktion muss und wird daher erfolgen, die Frage ist lediglich, wann und in welchem Umfang dies passieren wird. Wer also in der Lage ist, die derzeitig marktbestimmenden Faktoren Hysterie und Panik auszublenden, der erkennt relativ zügig, dass die Kurse mittlerweile ein interessantes Einstiegsniveau erreicht haben. Strenggenommen gilt nun nämlich das Motto „alles auf Anfang“: Mit dem Rutsch unter die 9.000er-Marke hat der Index den tiefsten Stand seit Ende Oktober erreicht und damit sämtliche nachfolgenden Kurskapriolen neutralisiert. Das heißt – die Korrekturziele sind samt und sonders abgearbeitet, jetzt ist auch nach oben alles wieder offen!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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