(Prime Quants) – Es war nur ein kurzer Schock, der den Anlegern im Juni in die Glieder fuhr. Mittlerweile haben DAX, Dow Jones & Co. die Ausstiegsphantasien der amerikanischen Notenbank allerdings längst wieder beiseite geschoben und zeigen sich unbeeindruckt von dem Plan, die Finanzmärkte bereits im Sommer 2014 vom Tropf zu nehmen. Kein Wunder, schließlich kauft die Fed noch immer im Monatsturnus US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere (sogenannte MBS) im Wert von 85 Milliarden US-Dollar. Wie die Nachrichtenagentur dpa errechnet hat, sitzt die US-Notenbank mittlerweile auf einem Papierberg von drei Billionen US-Dollar – das entspricht etwa 19 Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung.
Hinzu kommt, dass die Fed selbst bei einem sofortigen Ende der Ankäufe dem Markt keine Liquidität entziehen würde. Im Gegenteil sogar, schließlich hat US-Notenbankchef Bernanke bereits angedeutet, dass vor allem die hypothekenbesicherten Wertpapiere bis zur Fälligkeit gehalten werden sollen. Diese sind jedoch zum Teil mit sehr langen Laufzeiten ausgestattet, womit Befürchtungen über einen Liquiditätsengpass bereits im Keim erstickt werden. Das Argument des historisch niedrigen Zinsniveaus wird von den Bullen ebenfalls immer wieder ins Feld geführt. Laut dpa-Informationen ist hier aber nicht vor 2015 mit einer Anpassung zu rechnen. Bernanke selbst hat die Zinspolitik an eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent gekoppelt (aktuell 7,4 Prozent) und sich dabei gleichzeitig eine Hintertür offen gelassen. So sagte der oberste amerikanische Währungshüter im Juni, dass eine Quote unterhalb der Zielschwelle keinesfalls automatische Zinserhöhungen auslösen wird. Unter dem Strich bleibt es also nach wie vor bei der Erkenntnis: Genaues weiß man nicht.
Aber gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Ungewissheit wird man das Gefühl nicht los, dass der aktuelle Anstieg in Kürze neuen Glattstellungen zum Opfer fallen wird. Denn trotz der verständlichen Argumente für die Long-Seite hat der Market Mover Nr. 1 – die Geldspritzen der Notenbanken – nur eine begrenzte Lebensdauer. Die Börsianer werden sich diese Tatsache immer wieder ins Gedächtnis rufen und zwangsläufig höhere Kursregionen für Gewinnmitnahmen nutzen. Wenn sich dann aus technischer Sicht, wie im TecDAX oder der Deutschen Post, auch noch hartnäckige Hürden im Chart abzeichnen, versprechen gezielte Short-Spekulationen in die steigenden Kurse hinein durchaus Aussicht auf Erfolg.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler