(Prime Quants) – Der oberste europäische Währungshüter Mario Draghi klopft sich selbst auf die Schulter:
„Die Märkte haben volles Vertrauen, dass der Euro eine starke und stabile Währung
ist“, sagte der EZB-Chef am Donnerstagabend in London. Der Kollaps der Eurozone sei
bei Anlegern demnach kaum noch ein Thema. Zudem würden die Reformen in den Krisenländern
erste Früchte tragen. Draghi sieht sogar „beeindruckende Verbesserungen
der Exportwirtschaften in Irland, Spanien und Portugal“. Nach einigen Gesprächen mit
Experten aus der Finanzbranche in dieser Woche, können wir die Euphorie des Italieners
allerdings nur schwer nachvollziehen.

Unsere Gesprächspartner zeigten sich in Bezug auf die Nachhaltigkeit der laufenden
Rallye eher skeptisch. Schlagwörter wie „Crack-Up-Boom“ oder „Katastrophen-Hausse“
machten die Runde. Ein ehemaliger Fondsmanager bezeichnete Draghi sogar als einen
der „größten Verbrecher“. Der breite Konsens klang ungefähr so: Die laufende Rallye
beruht lediglich auf der extrem lockeren Geldpolitik der Notenbanken und ist daher auf
Sand gebaut. „Historische Kursmuster sind kaum noch zu gebrauchen“, so ein Verfechter
automatischer Handelssysteme, der mittlerweile seine Algorithmen abgeschaltet hat.

Selbst seriöse Kenner der Branche ähneln hinter vorgehaltener Hand eher Weltuntergangspropheten.
Öffentlich äußern würde sich mit diesen Worten jedoch niemand. Zu
groß scheint die Angst den Stempel des „Europa-Skeptikers“ aufgedrückt zu bekommen.
Mit seriösen Unternehmensbewertungen und Investitionen hat der Aktienmarkt aber
scheinbar nicht mehr viel zu tun. Es geht lediglich darum, wie lange die Notenbanken
die Party weiter anheizen. Das Potenzial nach oben: schier unbegrenzt, solange die
Druckerpressen laufen. „Nicht das Investitions- sondern das Spekulationskapital treibt
die Kurse“ war einer der interessanten Sätze, über die es sich lohnt nachzudenken.

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