„Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und
dann gewinnst du.“ sagte einst Mahatma Gandhi. Ähnliches scheint man derzeit auch im
kleinen Inselstaat Zypern zu denken: 862.000 Einwohner, die ein Bruttoinlandsprodukt
von 17,7 Mrd. Euro erwirtschaften, aber im Blickpunkt des weltweiten Kursgeschehens
stehen. Im internationalen Finanzgeschäft sind das schlichtweg Peanuts, denn nur zum
Vergleich: Alleine der Stadtstaat Bremen kommt auf ein BIP von 28,0 Mrd. Euro. Die
Wirtschaftsleistung Deutschlands ist insgesamt rund 145-mal so groß. Oder anders ausgedrückt: Wenn das deutsche BIP um einen Prozentpunkt zurückgehen würde, dann
wäre das rein rechnerisch schlimmer, als wenn in Zypern überhaupt kein Euro mehr
verdient werden könnte. Aber dennoch: Plötzlich gilt die kleine Insel im Mittelmeer als
systemrelevant.

Das Ei hat sich Brüssel jedoch selbst ins Nest gelegt. Denn auf dem politischen Parkett
hat das Wörtchen „systemrelevant“ nur noch den Sinn, die milliardenschweren Rettungspakete zu rechtfertigen. Soweit so gut, doch was an der Zypern-Geschichte wirklich nervt ist der lächerliche Brüsseler-Populismus. Am „kleinen Staat“ sollte nun Stärke
demonstriert werden, damit nicht mit europäischen Steuergeldern russisches Schwarzgeld gerettet wird. Zyperns Banken finanzieren sich nämlich fast ausschließlich aus Einlagen und nicht, wie sonst üblich aus Bank-Anleihen. Da der griechische Schuldenschnitt
nicht so gut an den Börsen ankam und nur der Blankoscheck der Europäischen Zentralbank Beruhigung brachte, sollten nun die Bankkunden an der Rettung beteiligt werden.
Zugegeben, es ist ja auch durchaus nachvollziehbar, dass die Zyprioten etwas zu ihrer
eigenen Rettung beitragen, schließlich sollen im Gegenzug auch Hilfsgelder von 10 Mrd.
Euro fließen. Der Deal: 5,8 Mrd. Euro müssten in Zypern zusammengekratzt werden.
Wie? Da ließ die EU der Regierung freie Hand. Doch diese hatte nicht den Mut, diesen
Betrag auf das Großkapital umzumünzen und wollte daher auch den Kleinsparer bluten
lassen. Den Schwarzen Peter hat dennoch Brüssel. Denn das zuletzt zurückkehrende
Vertrauen in das Finanzsystem wird erneut auf die Probe gestellt.
„Wirtschaft ist zu 50
Prozent Psychologie“
sagte einst Ludwig Erhard.

Und nun? Hätte man sich den Ärger nicht sparen können? Sicherlich. Denn von den 5,8
Mrd. Euro wäre die Ente auch nicht fett geworden. Die 27-Euro-Staaten kamen in 2011
auf ein BIP von 12 Billionen Euro, dem eine Gesamtverschuldung von 9,4 Billionen Euro
gegenüberstand. Hätte man sich nun dazu entschieden, Zypern direkt und komplett zu
helfen, dann hätten sich die Gesamtschulden statt um 0,11 Prozent um 0,17 Prozent
erhöht. Ob die Strategie der harten Hand also wirklich clever ist, wird sich noch zeigen
müssen. Fest steht aber, dass ein strukturiertes Krisenmanagement anders aussieht.

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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