(Prime Quants) – Keine Frage, diese Phrase gehört definitiv zu den nervigsten Börsenweisheiten auf dem Parkett: Sell in May and go away…. Und weiter geht’s mit: … but remember to come back in September. Gemeint ist damit umgangsprachlich das sogenannte Sommerloch, das bei Aktien für einen eher mageren Verlauf bzw. sogar negativ Renditen sorgen soll. Die Konsequenz: Machen Sie Urlaub und meiden Sie von Mai bis September den Aktienmarkt. Doch stimmt das überhaupt. Wir sind dem nervigsten Börsenspruch auf den Grund gegangen. Diesbezüglich werfen wir zuerst einen Blick auf die durchschnittlichen Monatsrenditen seit Start des deutschen Leitbarometers im Jahr 1988.

Diagramm monatliche durchschnittliche Performance

Auch wenn man es im Augenblick nicht so wirklich glauben mag, aber der April gilt tendenziell als der beste Börsenmonat des gesamten Jahres. Durchschnittlich legen die Kurse in diesem Zeitraum stolze 3,31% zu. Aber auch Mai und Juni zählen historisch betrachtet zu den positiven Börsenmonaten, auch wenn die Performance mit 0,77% und 0,51% eher mager ausfällt. Anders der Juli: 15 der zurückliegenden 24 Sommermonate konnten im Gewinn abgeschlossen werden, wobei im Schnitt ein Kursplus von 1,40% erzielt wird. Demgegenüber gelten der August und der September mit durchschnittlichen Negativrenditen von -2,50% und -3,30% als die schwächsten Börsenmonate des gesamten Jahres. Müsste die Weisheit daher nicht eigentlich „Sell in July and go away, but remember to come back in October“ lauten?

Wir haben beide Handelsstrategien in Handelssystemen miteinander verglichen. Im ersten Schritt schauen wir uns an, wie sich ein fiktives Depot mit einem Startkapital von 1.000 Euro entwickelt hätte, wenn man immer am ersten Handelstag des Monats Mai bzw. am ersten Handelstag des Monats August eine Position mit jeweils 1.000 Euro eröffnet hätte. Dabei werden die Mai-Positionen getreu der Weisheit „come back in September“ zum letzten August-Schlusskurs beendet. Die August-Positionen werden hingegen erst gegen Ende September geschlossen. Damit sind wir hier laut unserem vorherigen Ergebnis nur in den beiden schwächsten Börsenmonaten August und September investiert. Zur Vereinfachung wurde auf Gebühren verzichtet.

Grafik Vergleich Stay in vs. Stay out

Tatsächlich zeigt die Strategie, dass die Strategie mit einem Investitionszeitraum von August bis Oktober wesentlich schlechter abschneidet als der Sell-in-May-and-go-away-Ansatz. Denn gegenüber der weit verbreiteten Meinung kommt es zwischen Mai und September eher zu einem Seitwärtsgeplänkel als einer tatsächlichen negativen Entwicklung. Schauen wir uns daher auch den Umkehrschluss der jeweiligen Strategien an. Denn „stay out“ zwischen Mai und September bedeutet ja nichts anderes als bleibe von Anfang September bis Ende April investiert. Unsere Vergleichsstrategie ist demgegenüber von Anfang Oktober bis Ende Juli am Markt aktiv, wodurch nur in den beiden schwachen Monaten August und September kein Handel stattfindet./p>

Grafik Vergleich über die Zeit

Die Auswertungen belegen, dass eine Outphase in den Sommermonaten sehr sinnvoll ist, da beide Strategien besser als eine ganzjährige Investition von Anfang Januar bis Ende Dezember abschneiden (graue Linie). Am sinnvollsten erscheint jedoch aufgrund der historischen Auswertungen eine Investitionszeitraum von Anfang Oktober bis Ende Juli, da gegenüber der Sell-in-May-and-go-away-Regel eine klare Outperformance erzielt werden kann. Das heißt: Lassen Sie sich von der alten Börsenweisheit nicht verrückt machen, zumal Mai, Juni und Juli durchaus noch für das ein oder andere Pluszeichen gut sind. Wenn Sie im Sommer allerdings auf Stay-Out schalten, dann sollten Sie auch den schwächsten Börsenmonat September am besten von der Seitenlinie betrachten und erst im Oktober an den Markt zurückkehren. Die richtige saisonale Regel müsste also lauten:

Sell in August, but remember to come back in October!