(Prime Quants) – Der Begriff „Durchschnitt“ stammt aus dem Bereich der Mathematik. Genauer genommen aus der Statistik (arithmetisches Mittel). Umgangssprachlich ist er auch bekannt als Mittel(wert) oder in der Mengenlehre als Schnittmenge (auch wenn diese Begriffe strenggenommen nicht identisch sind). In der Mathematik wird der Durchschnitt mit dem Symbol Ø definiert.
An der Börse werden aber nicht immer alle zur Verfügung stehenden Kurse in die Durchschnittsberechnung einbezogen. Deshalb auch der Zusatz „gleitende“. Das bedeutet, im Englischen als „Moving“ bezeichnet – daher Moving Average – dass für die GD-Berechnung nur ein bestimmter Betrachtungszeitraum der Datenreihe herangezogen wird, bspw. 200 Handelstage. Mit jedem neuen Kurs rückt der Betrachtungszeitraum nun eine Periode nach vorne, was im Umkehrschluss bedeutet, dass der älteste Kurs nun nicht mehr berücksichtigt wird.
An dieser Stelle muss man nun kein Mathe-Ass sein, um festzustellen, dass der Gleitende Durchschnitt, der in erster Linie dazu dient, den Kursverlauf zu glätten und dadurch den „wahren“ Trend der Zeitreihe hervorzuheben, abhängig von der Größe des Betrachtungszeitraums ist. Je nach Einstellung wird sich der Moving Average bei größeren „träger“ bzw. bei kleineren Einstellungen „sensitiver“ verhalten. Das Trendfolgekonzept unterscheidet zwischen verschiedenen Zeitklassen (siehe Tabelle).
Neben den Periodeneinstellungen wirken sich auch die unterschiedlichen Glättungs- bzw. Berechnungsvarianten unmittelbar auf das Verhalten des GDs aus. Aus Vorträgen wissen wir, dass gerade die verschiedenen Berechnungsvarianten der gleitenden Durchschnitte immer wieder für Verwirrung sorgen. So ist zwar der Simple Moving Average, auch Standard GD genannt, schnell erklärt, aber an der Berechnung des Exponentiellen GDs scheitern auch immer wieder erfahrene Hasen auf dem Parkett. Und das, obwohl der exponentielle GD bspw. auch die Grundlage des viel verwendeten MACD-Indikators bildet. Wir beschränken uns im Folgenden jedoch auf die einfache Glättungsmethode.
Kreuzungspunkte zwischen der Durchschnittslinie und dem Schlusskurs werden als Kauf- bzw. Verkaufssignale interpretiert. Ein Anstieg über den GD gilt dabei als Kauf-, eine Rückfall unter den GD als Verkaufssignal. Solange der Kurs über dem Durchschnitt notiert, spricht man von einem intakten Aufwärtstrend, darunter von einem Bärenmarkt bzw. Abwärtstrend. Je nach Zeiteinstellung wird dabei von kurz-, mittel- oder langfristigen Auf- bzw. Abwärtstrends gesprochen. Die Grafik zeigt die Ergebnisse dieses einfachen Handelsansatzes anhand der 200-Tage-Line auf das deutsche Leitbarometer. Der Einstieg erfolgte zum jeweiligen Schlusskurs. Das heißt: Sobald auf ein Signal auftritt, wird dies umgehend in eine Call- bzw. Put-Position gewandelt. Gebühren wurden in dem einfachen Test nicht berücksichtig. Das Startkapital betrug 5.000 Euro, wobei pro Trade immer 5.000 Euro investiert wurden. Um die Signalqualität zu beurteilen wurde keine Hebelwirkung berücksichtigt.
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler