(Prime Quants) – Wir hatten es in der vergangenen Woche sogar in die Überschrift des Market Mover geschrieben: Bleiben Sie ruhig! Eine Korrektur macht nach unserer Ansicht nämlich noch lange keinen Crash, und siehe da: „alles gut!“ lautete dann auch prompt das Motto dieser Handelswoche. Die Kurse marschierten von Montagmorgen an dergestalt stramm nach Norden, als hätte es die Abschläge aus der ersten Februarwoche nie gegeben. Besonders unterhaltsam daran war erneut, wie schnell der Mantel des Vergessens über den Kursverlauf der Vorwoche ausgebreitet wurde. Die Anleger, noch vor Wochenfrist nicht einmal mit allerbestem Zureden zum Einstieg zu Bewegen, stürmten in den vergangenen Sitzungen das Parkett wie weiland Mutti das Kaufhaus beim Startschuss zum Winterschlussverkauf. Nein, Spaß jetzt aber mal beiseite und dafür ganz im Ernst: Die jüngsten Kursverläufe waren wahre Lehrstunden in Sachen Sentiment und Marktverhalten der Investoren. Und zeigten zudem auch, wie wenig Einfluss die Realwirtschaft tatsächlich auf die Börsen hat, denn:

Gesagt, getan

Die Kurstreiber der Handelswoche waren nicht etwa gute Unternehmensergebnisse oder positive Konjunkturberichte, aus welchem Land auch immer. Nein, mit „echtem“ Angebot und Nachfrage hatte diese Mini-Rallye wenig zu tun, auch wenn die Nachrichtenredaktionen fleißig allerlei Neuigkeiten aus der Abteilung Aufschwung im Angebot hatten. Nein, es sind derzeit vornehmlich die Markteilnehmer selbst, die für das Auf (und Ab) an den Kurstafeln sorgen. Sie erinnern sich – vor einer Woche schrieben wir an dieser Stelle, dass der Bull/Bear-Index der professionellen Investoren mit 71,1 Zählern auf dem höchsten Stand seit Dezember 2012 notierte. Kein Wunder also, dass eben diese professionellen Anleger ihrem eigenen Ruf folgten und sich zum Wochenbeginn mit Long-Positionen eindeckten. Sie wissen – wenn das Volumen im Markt nicht sonderlich ausgeprägt ist, reichen einige große Adressen aus, um ebenso große Kursbewegungen anzustoßen. Das Ergebnis: 9670 Punkte standen heute Vormittag auf den Anzeigetafeln, immerhin rund 600 Augen über dem Tiefststand vom 04. Februar. Das ist definitiv ein sattes Plus, aber gerade deswegen mit äußerster Vorsicht zu genießen. Konkret:

Stimmungsschwankungen

600 Zähler in gerade einmal fünf Handelstagen, das klingt nur vordergründig überzeugend. Zu schnell zu hoch, lautet daher unsere Einschätzung des aktuellen Rallye-Schubs. Ein Blick auf den dieswöchigen Bull/Bear-Index der Frankfurter Börse bestätigt unsere Sichtweise: Das Barometer der professionellen Investoren stürzte um ganze 12,8 Zähler auf 58,3 Punkte ab, dabei büßte das Bullenlager stolze 18% ein. Besonders interessant daran – über die Hälfte der Abgewanderten, nämlich 13%, positionieren sich zunächst im neutralen Lager, warten also die kommenden Sitzungen erst einmal ab. Das zeigt uns, dass die Profis dem plötzlichen Anstieg alles andere als trauen, was eine neuerliche Korrekturbewegung in der nächsten Woche – die Gewinne der vergangenen Handelstage wollen schließlich mitgenommen werden – sehr wahrscheinlich macht. Ebenfalls bemerkenswert in diesem Zusammenhang: die privaten Anleger, die ebenfalls von den Frankfurter Kollegen befragt werden, votieren mit 65,3 Zählern nahezu unverändert optimistisch. Daraus lässt sich ableiten, dass ein niedrigeres Kursniveau liebend gerne für den Einstieg in neue Calls genutzt werden würde. Allzu weit nach unten dürfte es dabei jedoch dieses Mal nicht gehen, wie ein kurzer Check des Volatilitätsindex VDAX-New beweist – der notiert im Augenblick mit 16,3 Punkten ungefähr auf seinem Jahresdurchschnittswert. Im Detail: Die Optionshändler an der europäischen Terminbörse Eurex preisen für die nächsten 30 Tage im DAX Bewegungsspielraum zwischen 9.153 und 10.040 Punkten ein. Größere Kursschwankungen scheinen damit vorerst also nicht auf den Zetteln der Marktteilnehmer zu stehen, womit sich das kurzfristige Abwärtspotenzial im DAX vermutlich auf den Bereich der Januartiefs bei 9.300 Zählern beschränken dürfte. Auf diesem Niveau könnte dann jedoch tatsächlich der Startschuss für den finalen Sturmlauf auf die 10.000er-Marke fallen, aber zunächst einmal gilt voraussichtlich das Motto „nach der Korrektur ist vor der Korrektur“!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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