(Prime Quants) – Wer Wind sät, wird Sturm ernten, so steht es in der Bibel, Altes Testament, Hosea, Kapitel 8, Vers 7. Na gut, eigentlich ist da eher von „Ungewittern“ die Rede, das mit dem Sturm, das steht in der Lutherbibel 1984, die von der Evangelischen Kirche Deutschlands, kurz EKD, „zum Gebrauch empfohlen“ wird. Weiter geht der Bibelvers übrigens so: „Ihre Saat soll nicht aufgehen; was dennoch aufwächst, bringt kein Mehl; und wenn es etwas bringen würde, sollen Fremde es verschlingen.“ Jede Wette, dass Sie bereits ahnen, worauf dieser Diskurs hier und heute hinaus läuft, spätestens beim Worte „Saat“ dürfte es schon geklingelt haben – die Allmachtsphantasien des Bayer Konzerns sind unser erster Themenpunkt im Market Mover. Denn beim Übernahmepoker um den US-amerikanischen Saat(sic!)guthersteller Monsanto haben die Leverkusener jetzt noch einmal sauber nachgelegt. 127,50 US-$ pro Aktie, das sind über 65 Milliarden Dollar in der Summe, lautet die Offerte, die Bayer gerade vom Rhein nach St. Louis übermittelte. Das ist selbst für einen Pharma-Giganten wie die Bayer AG viel Geld, aber noch nicht einmal „All in“, schließlich hat sich die Bayer-Führung eine Kreditlinie von 70 Milliarden gesichert, wie unter anderem das Handelsblatt berichtete. Was Monsanto-CEO Hugh Grant (weder verwandt, noch verschwägert mit dem gleichnamigen Schauspieler, aber in Sachen Pokerface offenbar ähnlich talentiert) dazu gesagt hat, ist derzeit noch nicht überliefert, fest steht jedoch, dass diese Fusion einen Mega-Konzern erschaffen würde:
„Mixed Emotions“
Auf Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte wäre Bayer-Monsanto der Branchenprimus im Saatgut-Geschäft, die umstrittenen Schädlings- und Unkrautvernichtungsmittel inklusive. Nun mag man – zu Recht – einwenden, dass dieser Bereich bislang nicht gerade zu Bayers Kernkompetenz gehörte. Die Geschäftsfelder der Leverkusener lagen bekanntlich vor allem im Pharma- bzw. Chemiesektor, Stichwort „Aspirin“. Dass Bayer jetzt auf Bauer macht, löst jedenfalls nicht überall Beifallsstürme aus. Die Konkurrenz fürchtet eine Monopolstellung, und die Anleger befürchten, dass sich die Leverkusener mit dieser Spekulation auf eine gar goldene Zukunft der Agrarbranche mächtig verheben. Überhaupt ist die Gefühlslage auf dem Parkett derzeit eher gemischt, und damit zoomen wir das Bild nun auf das große Ganze. Nach einem starken Wochenbeginn gaben die Kurse am gestrigen Donnerstag nämlich wieder recht deutlich ab, womit auch diese Handelswoche gefühlt irgendwie eine Nullnummer geblieben ist. Immerhin, und das wollen wir lobend erwähnen, gelang es dem DAX dabei, doch mal etwas nachhaltiger über die 10.600er-Marke zu klettern. Für ein neues Jahreshoch hat es allerdings nicht gereicht, vielmehr ging den deutschen Blue Chips im Bereich von 10.750 Punkten am Mittwochabend die Puste aus. Beim Blick auf den Chart wird schnell klar, woran es gelegen haben könnte:
Weichzeichner
Vom bisherigen Jahrestief (am 11. Februar bei 8.699,29 Zählern markiert) ausgehend, lässt sich im DAX-Chart nämlich eine 1a-Aufwärtstrendgerade einzeichnen. Nimmt man jetzt noch die Januar-Tops als obere Begrenzung, erhält man einen mustergültigen Aufwärtstrendkanal. Und genau diese obere Begrenzung bremst aktuell die Kurse aus, denn an der drehte der Index zur Wochenmitte punktgenau nach unten ab. Interessanterweise findet sich in eben diesem Bereich auch einmal mehr eine Volumenkante im -histogramm, die erfahrungsgemäß immer wieder als Widerstandszone fungiert. Doch auch für Nicht-Charttechniker gab es ein entscheidendes Argument für den Kursrückgang am Donnerstag – wider Erwarten kam von der EZB nämlich gestern Nachmittag…nichts. Bis auf eine Korrektur der Konjunkturprognose kam vom obersten Währungshüter Draghi nichts Neues, und das war den meisten Beobachtern schlichtweg zu wenig. Schließlich hatten viele schon mit einer Verlängerung der (ebenfalls umstrittenen) Anleihekäufe über den März 2017 hinaus gerechnet, aber nichts da. Gut, dabei darf nicht vergessen werden, dass die Ausgaben der EZB hierfür 80 Milliarden Euro betragen. Pro Monat. Seit März 2015. Das relativiert zumindest den Preis, um den in Leverkusen und St. Louis gerade gepokert wird. Und es zeigt vielleicht auch, dass die Erwartungen mancher Markteilnehmer mittlerweile zu hoch und/oder zu optimistisch sind. Dabei wissen wir doch alle, dass eine Hausse üblicherweise „im Optimismus stirbt“. Eine gesunde Skepsis scheint daher für die kommenden Sitzungen in jedem Fall angebracht!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler