(Prime Quants) – Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich liebe Statistiken! Ehrlich! Und tatsächlich schwingt in diesem Satz kein Hauch von Ironie oder gar Sarkasmus mit, denn kaum etwas bietet mehr Unterhaltungswert als eine ordentliche Zahlenkolonne, die in irgendeiner Art und Weise empirische Daten zusammenfasst und idealerweise auch noch analysiert bzw. interpretiert. Wobei es an genau diesem Punkt erst richtig spannend wird, denn jetzt kommt ja die Validität ins Spiel und die Frage auf, was denn die jeweilige Statistik überhaupt besagt und vor allem wert ist. Sie alle kennen sicherlich den flapsigen Spruch, wonach nur derjenigen Statistik zu trauen ist, die man selbst gefälscht hat. Winston Churchill soll diesen Satz einst gesagt haben, und ob das nun stimmt oder nicht, ist für den weiteren Verlauf dieses Beitrages zum Glück vollkommen unerheblich, denn in dem geht es heute ja um den Wahrheitsgehalt und die Aussagekraft so mancher statistischer Erhebungen. Ein schönes Beispiel für Probleme in der Statistik sind übrigens – ohne an dieser Stelle unnötig in die Tiefe bzw. Breite gehen zu wollen (bei weiterführendem Interesse wenden Sie sich vertrauensvoll an mich) – die US-amerikanischen Arbeitsmarktdaten, immerhin eine der wesentlichen Bewertungsgrundlagen für die Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Andere Datensätze sind da transparenter, die von der ZEW beispielsweise:

Umfragewerte

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung legte nämlich gerade die neuesten Ergebnisse seiner allmonatlich durchgeführten Umfrage, den meisten als ZEW-Indikator bekannt, vor und vermeldete dabei einen neuerlichen Rückgang desselben. Die Mehrheit der diesmal 217 befragten Analysten beurteilen die aktuelle wirtschaftliche Lage Deutschlands sowie des Euroraums demnach zunehmend kritisch und erwarten auch in den kommenden sechs Monaten eine Abschwächung der Konjunktur in Deutschland und der Eurozone. Angesichts der thematischen Dauerbrenner Eurokrise, Chinaschwäche und, relativ neu im Sortiment, VW-Abgasskandal ist dieser latente Pessimismus durchaus nachvollziehbar. Blöd nur, dass dies schon der siebte Rückgang in Folge ist. Das drückt auf die Stimmung und auf’s Niveau, das der deutschen Indizes nämlich. Das Flaggschiff DAX jedenfalls fiel zur Wochenmitte erst einmal unter die vielbeachtete Marke von 10.000 Zählern zurück. Damit war die Erholung der Vorwoche auch schon wieder Geschichte und aus technischer Sicht zudem beendet. Wirklich überraschend kam dieser aktuelle Rücksetzer allerdings nicht. Wir hatten in der vergangenen Ausgabe bereits darauf hingewiesen, dass negative äußere Rahmenbedingungen der zarten kleinen Rallye-Bewegung zügig den Garaus machen könnten, und kaum geschrieben, war es auch schon so weit. Umgekehrt funktioniert dieses Spielchen allerdings genauso gut: Starke Vorgaben aus Japan ließen den DAX ab dem frühen Donnerstag schnurstracks wieder über die 10.000er-Marke klettern. An der unklaren Trendlage dürfte sich so schnell auch nichts ändern:

Kreisverkehr

Die Märkte drehen sich derzeit im Kreis. Den Argumenten für steigende Kurse (schwächere Konjunktur in den USA, dadurch Zinswende voraussichtlich doch erst frühestens 2016…) stehen ebenso viele für fallende Preise gegenüber (starker Euro, schwacher US-Dollar, demzufolge Anstieg der Rohstoffpreise, vor allem Gold…). Auch die Berichtssaison ist bislang eher durchwachsen und hat noch keine neuen Käufer hinter den Orderdesken hervorgelockt. Immerhin zeigen internationale Investoren wieder größeres Interesse an den deutschen bzw. europäischen Märkten – laut der aktuellen Oktober-Umfrage der BofA Merril Lynch unter weltweit agierenden Fondsmanagern ist die Übergewichtung europäischer Aktien von 45 auf 54 Prozent gestiegen, damit liegt die Quote nur knapp unter den Höchstständen vom Jahresbeginn, als DAX & Co ganz oben auf der Einkaufsliste internationaler Anleger standen, was bekanntlich zu einer veritablen Rallye führte. Das Käuferpotenzial ist demnach vorhanden, was jetzt noch fehlt, ist der Impulsgeber. Diese Rolle könnte einmal mehr den Notenbanken zukommen. Ein, zwei klare Ansagen von Fed (Zinserhöhung erst 2020) und EZB (Freigeld für alle), und schon dürften die Kurse den Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt in Richtung Jahresendrallye verlassen!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

{loadposition mainbody_author_sj}
{loadposition inbeitrag_mm_bestellseite}