(Prime Quants) – Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und kommt gelegentlich auch von innen. Dies gilt vermutlich auch für die Kehrseite der Medaille. Was oder wen wir als hässlich empfinden, darüber entscheidet ein jeder üblicherweise für sich selbst. Es gibt natürlich wie bei jeder Regel auch eine Ausnahme derselben. Eine solche gilt seit Wochenbeginn scheinbar für Deutschlands Kanzlerin Merkel. Die wird aktuell nämlich in den Augen (fast) aller als die hässliche Deutsche wahrgenommen. Hässlich deshalb, weil sie sich erst zur europäischen Zuchtmeisterin aufgeschwungen und anschließend in Ausübung ihres neuen Amtes quasi im Alleingang den griechischen Ministerpräsidenten in und auf die Knie gezwungen haben soll. So viel Strenge kommt jedoch nicht sonderlich gut an im restlichen Europa. „Demütigung“, „Niederlage“, „Kapitulation“, mit diesen wenig netten Worten wurde Tsipras‘ (vorläufiges) Ende seiner kleinen Revolution gegen die letztlich übermächtigen Geldgeber beschrieben. Der sozusagen siegreichen Kanzlerin wurde hingegen flugs die Rolle der Buhfrau Europas zuteil. Da mich als Volkswirt naturbedingt eher das große Ganze interessiert, ist mir das politische Gedöns ja eigentlich zumeist egal. Politiker kommen und gehen auch wieder, und nur noch selten hinterlassen sie tatsächlich bleibende Eindrücke oder Spuren in der Wirtschaft ihres Volkes. Dennoch muss ich an dieser Stelle anmerken, dass mir die derzeitige politische Spaltung Europas und vor allem die deutsche Rolle dabei nicht wirklich gefällt:

Unschön

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, vielleicht hätte mal jemand dieses Sprichwort dem guten Ministerpräsidenten Tsipras ins Griechische übersetzen sollen. Die ohnehin prekäre Situation Griechenlands hat sich unter seiner Ägide noch einmal deutlich verschlimmert, und daran sind weder die Deutschen, noch die Europäer schuld. Dass der Verhandlungsspielraum schließlich gegen Null tendierte, ist ebenfalls nicht ausschließlich Deutschland anzulasten. Diese Suppe hat sich Tsipras in den vergangenen Monaten selbst eingebrockt, weshalb es auch wenig hilfreich ist, wenn nun die Franzosen beispielsweise gegen Deutschlands „harte Hand“ wettern. Natürlich stellt sich generell die Frage, ob Griechenland überhaupt EU-fähig ist, und warum angesichts der verpufften Hilfspakete I (52,9 Milliarden Euro) und II (130,9 Milliarden Euro) nun ausgerechnet Hilfspaket Numero III (82 – 86 Milliarden Euro) die Wende zum Besseren bringen soll. Griechenland scheint mit der Herkulesaufgabe, funktionierendes Mitglied der Währungsunion zu sein, offensichtlich überfordert. Und so manche Chance, den Griechen bei der Bewältigung dieser Aufgabe zu helfen, wurde von den anderen, darunter auch Deutschland, in den zurückliegenden 5 Jahren leichtfertig vertan. Das mag auch daran liegen, dass die Idee von der europäischen (Währungs-)Einheit der politischen Realitäten in den einzelnen Ländern mittlerweile viel zu weit voraus geeilt ist. Sicherlich sind auch die politischen Technokraten in Brüssel und sonstwo überfordert, ihre Regelwerke an die ständig schwieriger werdenden wirtschaftlichen Herausforderungen der EU anzupassen. Aber hey – wir Deutschen haben dieses Spiel nicht erfunden! Und wenn Europa zusammen(ge)halten (werden) soll, müssen alle an einem gemeinsamen Strang ziehen! Deshalb Schluss jetzt mit dem Fingerzeigen und Schuldzuweisen und zurück zu dem, weshalb wir eigentlich hier sind:

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch