(Prime Quants) – Nun ist der Mai ja erst wenige Tage alt – 8 an der Zahl, um ganz genau zu sein – aber dafür war wirklich schon jede Menge los. Ein High- oder besser Mai-light jagte das nächste. Dem englischen Königshaus ward ein gar holdes Prinzesschen geboren, vielleicht auch ein Grund, weshalb die britischen Untertanen am gestrigen Donnerstag mit großer Mehrheit die konservativen Torys an der Macht bestätigten. Hierzulande verkam die Groko unter dem Einfluss der unsäglichen BND-Affäre zur Kriko, was so viel wie Krisen-Koalition bedeutet und machte uns Wählern damit deutlich, dass Begriffe wie „Ehre“ oder „politische Verantwortung“ in der heutigen Zeit noch weniger wert sind als eine griechische Staatsanleihe. Und wenn wir schon bei den Hellenen sind: denen steht das Wasser mittlerweile bis zum Haaransatz ihres Finanzjongleurs Varoufakis. Aber wer bislang dachte, dass Bestechung und Korrumpierung nur in südländischen Gefilden zum Alltag gehören – weit gefehlt! Wie nämlich gerade bekannt wurde, hat das bundesdeutsche Verteidigungsministerium auf „Wunsch“ des Haus- und Hoflieferanten Heckler & Koch doch tatsächlich versucht, mittels des MAD (Militärischer Abschirmdienst, klingelt da nicht etwas?) kritische Berichterstattung über das wehrdienstuntaugliche Sturmgewehr G36 zu verhindern. Da können sich die betreffenden Journalisten ja nachgerade glücklich schätzen, nicht mit Betonsocken an den Füßen auf dem Grund der Alster gelandet zu sein! Frau Yellen machte sich derweil öffentlich Sorgen über eine mögliche Überbewertung der Aktienmärkte (ach?!) und warnte gar vor „möglichen Gefahren“ für die Finanzstabilität. Falls die First Lady der Fed eben diese mit ihrer Aussage testen wollte, dann ist ihr das zu 100 Prozent gelungen:

Sell in May and go away…

Stabil war in dieser Handelswoche nämlich gar nix. Ganz im Gegenteil – die Indizes brachen auf breiter Front ein. Die Schwankungsbreite der Kurse war dabei beträchtlich, im DAX liegen beispielsweise rund 584 Zähler zwischen Wochentief (11.168) und –hoch (11.751). Anders als in den Wochen zuvor wurden stärkere Notierungen allerdings nicht für Neueinstiege und/oder Nachkäufe genutzt. Getreu dem Motto „sell in May…diente das höhere Preisniveau vielmehr als perfektes Signal für kollektive Gewinnmitnahmen. Ordentlich abwärts ging es aber auch auf einem Nebenschauplatz, dem Rentenmarkt nämlich. Da fand gestern beinahe schon ein kleiner Flash-Crash statt, als der Bund-Future (= Terminkontrakt auf eine fiktive 10-jährige Bundesanleihe) auf den tiefsten Stand seit Dezember abstürzte, während die Renditen für tatsächliche 10-jährige Bundespapiere in die Höhe schossen und in der Spitze bei 0,77 Prozent lagen – noch vor drei Wochen waren es, wir berichteten darüber, lediglich 0,05 Prozent. Bedeutet das, dass die Zinsen bzw. die Erwartungen für dieselben jetzt endlich wieder steigen? Ja und nein:

…but remember to come back in September

Natürlich lassen positive Konjunkturprognosen – und davon gibt es aktuell in Deutschland und der Rest-Eurozone ja mehr als genug – die Renditen für Anleihen wieder steigen. Auch klar, dass deren Kurse im direkten Gegenzug fallen. Soweit das Modell, in der rauen Rentenmarktwirklichkeit sieht es jedoch ganz anders aus. Da bestimmt immer noch und immer wieder die EZB das (Kauf-)Geschehen. Die exzessiven Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank, die noch bis September 2016 andauern sollen, verzerren natürlich den Markt und trocknen ihn entsprechend aus. Eine logische Konsequenz davon haben wir am gestrigen Donnerstag gesehen, dass nämlich einige wenige Käufe bzw. Verkäufe für einen Riesenwirbel auf dem Rentenparkett sorgen können! Dennoch bleibt die Lage angespannt: Die Märkte suchen ihre Richtung für die kommenden Wochen. Dass es dabei bis September dauert, bevor die Kurse wieder nach oben ausbrechen, daran glauben wir persönlich nicht. Es scheint vielmehr, als ob es jetzt vor allem darum geht, einen Boden zu finden, von dem aus eine neue Kaufwelle nach oben starten könnte. Ob die neuen Käufer dann noch die alten sind, ist imGrunde egal. Die aktuell schwächeren US-Märkte dürften an Attraktivität für internationale Investoren gewinnen, die EZB-gesteuerten europäischen dagegen möglicherweise verlieren. Wer also die Kurse beim nächsten Schub wieder nach oben tragen wird, steht noch in den Sternen, aber wir lassen uns ja gerne überraschen!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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