(Prime Quants) – Eines muss man der abgelaufenen Handelswoche ja lassen – sie war alles, nur nicht langweilig! Dabei sah es zunächst noch nach gepflegter Monotonie aus: Die Quartalssaison so gut wie beendet, die meisten Konjunkturprognosen bereits (wie berichtet) nach unten korrigiert, und dass die amerikanischen Indizes ein Rekordhoch nach dem anderen markieren, nun, auch daran hatte man sich in der jüngsten Vergangenheit ja beinahe schon gewöhnt. Es schien uns sogar dermaßen eintönig und berechenbar, dass wir während der ersten Teamsitzung am frühen Montagmorgen interne Wetten auf EZB-Chef Draghi als Nachrichtenkönig und einzigen Market Mover für die Kurse in dieser Woche abschlossen. Und zunächst sah es auch ganz danach aus, als ob der Italiener uns den Gefallen tun und wir die Wette gewinnen würden: Den US-Indizes ging nach der Rekordjagd der vergangenen Woche die Luft aus, die legten eine künstlerische Pause ein. Von Dow und Co waren also keine oder nur wenige Impulse für die hiesigen Märkte zu erwarten, doch zum Glück gibt es ja noch Super-Mario und seine unkonventionellen Maßnahmen! Über die referierte er folgerichtig auch am Montag vor dem Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments, insbesondere natürlich über die in seinen Augen unbestreitbaren Vorteile von Anleihen-Ankäufen. Wette gewonnen, dachten wir, denn der DAX schoss am darauffolgenden Tag wie eine Rakete um 1,6 Prozent bis auf die 9.500er-Marke. Aber da haben wir uns zu früh gefreut, der News-of-the-Week-Pokal ging nämlich völlig überraschend an eine andere Meldung:
Zinsschock
Nein, die Rede ist natürlich nicht von der seit Jahren befürchteten Zinserhöhung in den USA. An dieser Front herrschte ebenso viel Ruhe wie an der Wall Street selbst, denn der Dow Jones legte in dieser Woche nur 1,2 Prozent zu. Dafür knallte es an einer ganz anderen Ecke – die Commerzbank, immerhin die Nummer Zwei in Deutschlands Bankenbranche, überraschte am Donnerstag mit der Meldung, fortan ebenfalls Strafzinsen auf größere (geschäftliche) Spareinlagen zu verlangen. Ebenfalls übrigens deshalb, weil die weit über die Thüringer Landesgrenzen hinaus bekannte gleichnamige Skatbank Ende Oktober als erstes deutsches Geldhaus diese Strafgebühr erhoben hatte. Und jetzt eben auch die Commerzbank. Das bedeutet natürlich nicht, dass nun automatisch Millionen Sparer und deren Euros von den neuen Negativzinsen bedroht sind. Privatkunden und Mittelstand sollen laut Commerzbank vom Strafzins selbstverständlich verschont bleiben. Noch. Die Frage, wann kleinere und/oder private Spareinlagen ebenfalls von dieser Gebühr betroffen sind, steht seit gestern zumindest schon einmal im Raum, und Wetten darüber werden noch angenommen! Sicher ist damit jedenfalls, dass unter diesen Umständen Sachwerte – wozu bekanntlich auch Aktien zählen – deutlich an Attraktivität zulegen werden. Stimmt:
Höhenflug
Der deutsche Leitindex gab am heutigen Freitag richtig Gas und überrannte in Nullkommanichts gleich mehrere Widerstandsmarken, darunter auch die 200-Tage-Linie. Aus technischer Sicht ist der DAX damit hochoffiziell in den Aufwärtstrend zurückgekehrt, ob damit jetzt aber auch gleichzeitig der Knoten in punkto Jahresendrallye geplatzt ist, daran darf noch gezweifelt werden. Das Problem – der aktuelle Höhenflug ist mal wieder zu steil, um nachhaltig zu sein. Kursgewinne von rund 5 Prozent in einer Handelswoche schreien förmlich nach einem korrigierenden Rücksetzer durch voreilige Gewinnmitnahmen. Berücksichtigt man dabei noch das Korrekturpotenzial bei den amerikanischen Indizes, die aktuell klar überkauft sind, könnte es den DAX schnell noch einmal zurück an die 9.300er-Marke befördern. Das bedeutet nicht, dass wir an dieser Stelle rabenschwarz malen wollen, aber auf den sofortigen Durchmarsch in Richtung 10.000 Punkte wollen wir heute noch nicht wetten!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler