(Prime Quants) – Seit einiger Zeit bin ich Kunde bei einigen Online-Versandhandeln, shoppe also wie ein (moderner) Mann und bin grundsätzlich auch recht zufrieden mit dieser Form des Warenerwerbs. Neuerdings jedoch erhalte ich elektronische Post zweifelhaften Inhalts. Man weist mich darin auf den gerade stattfindenden Mid-Season Sale hin und lädt mich zur Teilnahme an selbigem ein. Aha. Mid-what? Eine eilig angestellte Recherche endet mit dem Ergebnis, dass es sich dabei um einen Abverkauf zwischen Winter- und Sommerschlussverkauf handelt, mitten in der Saison, daher der Name, für den es nicht einmal ein deutsches Pendant gibt. Mitten in der Saison ist natürlich nicht ganz korrekt, zumindest aus Kunden- und damit meiner Sicht, denn schon jetzt wird die aktuelle Sommerkollektion zum halben Preis verramscht, obwohl der Sommer bis dato weder kalendarisch noch meteorologisch begonnen hat. Aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich Ihnen daher nur raten: Kaufen Sie jetzt Flipflops und Shorts, im August gibt es nämlich keine mehr! Da steht dafür schon der nächste Mid-Season Sale vor der Tür, und Sie kriegen die poppige Steppjacke mit der megatrendigen Plüschkapuze zum radikal reduzierten Knallerpreis! Falls Sie jetzt denken „und was hat das jetzt mit den Märkten zu tun?“, kann ich Sie beruhigen – die Überleitung zum Kursgeschehen kommt, und zwar jetzt. Denn auch an den Börsen wird derzeit so einiges lustig abverkauft. Und das lange, bevor die eigentliche Saure-Gurken-Zeit, nämlich die Sommermonate, auf dem Parkett begonnen hätte. Im Wochenrückblick sah das dann so aus:

Sonderangebot

Nachdem der Dow Jones am Mittwoch vergangener Woche das nächste Allzeithoch markierte, ist den Anlegern die Kauflaune im Anschluss prompt wieder vergangen. Oder hat sich gar nicht erst durchsetzen können, wie bei den deutschen Indizes. Da herrschte seit dem Maifeiertag zunächst nämlich überwiegend Tristesse, denn mit drei Verlusttagen in Folge fand im DAX ein Ausverkauf bis hinunter zur 9.400er-Marke statt. Kaufsignale? Fehlanzeige! Erst am Mittwoch kam es dank ein paar unverdrossener Schnäppchenjäger zu einer kleinen Erholung, die den Index zumindest ein Stück zurück in Richtung 9.600 Punkte hievte. Die konnten am Donnerstag sogar kurzfristig überboten werden, aber wie schon so oft in den vergangenen Wochen, ging es direkt im Anschluss wieder abwärts. Damit ist das Börsenbarometer erneut an diesem wichtigen Widerstand gescheitert. Was das bedeutet? Im Prinzip nichts anderes als schon in der Vorwoche: Im Bereich um 9.400 baut der Index aktuell eine massive Unterstützung auf, von der aus er…ja was? Sie wissen, Seitwärtsbewegungen stauen erhebliches Bewegungspotenzial an, das sich, genau, in beide Richtungen entladen kann. Und strenggenommen tut es das auch bereits, allerdings nicht, wie sonst üblich, in einer klaren Trendbewegung nach oben oder unten. Nein, es sind Mini-Rallyes und Mini-Korrekturen, die wir derzeit im deutschen Leitindex beobachten können. Kaum stürzen die Kurse in die Unterstützungszone um 9.400 ab, kommt es zu ersten nennenswerten Einkäufen. Die daraufhin steigenden Notierungen sorgen zwar vorübergehend immer wieder für die erforderlichen Anschlusskäufe, aber – bei spätestens 9.620 ist der Kaufrausch jedes Mal schlagartig verflogen. Es gelingt den Märkten bislang einfach nicht, eine klare Trendtendenz auszubilden. Warum?

Der Preis ist heiß

Darum, lautet die simple Antwort. Vor allem den deutschen Märkten – oder besser deren Teilnehmern – fehlt es aktuell an der letzten Überzeugung, wohin die Kurs-Reise denn nun eigentlich gehen soll. Zu unsicher und damit unberechenbar ist dabei die Gesamtsituation. Wird es eine Sommerkorrektur geben? Einen Krieg in der Ukraine? Anderes Ungemach, das aktuell noch niemand auf dem Schirm hat? Kaum ein Anleger, der sich diese Fragen derzeit nicht stellt. Dass bei solchen Überlegungen keine neuen Rekordnotierungen möglich sind, liegt auf der Hand. Dennoch und auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Der DAX hat – zumindest theoretisch – weiterhin das Potenzial, endlich auch per Tagesschlusskurs über die 9.600er-Marke zu springen. Die Rahmenbedingungen dafür sind durchaus positiv – die EZB hält den Leitzins niedrig, die Unternehmen vermelden reihenweise gute Ergebnisse für das erste Quartal des Jahres und auch die taktgebenden US-Märkte notieren weiterhin in Reichweite ihrer bisherigen Höchststände. Es bleibt also dabei – solange die Unterstützung im DAX rund um 9.400 hält, kann es auch für die deutschen Märkte noch einmal ein gutes Stück nach oben gehen. Die Gelegenheit ist also günstig, jetzt müssen die Käufer nur noch zugreifen.

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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