(Prime Quants) – „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ stellte der Schriftsteller Gustav Freytag einst im 19. Jahrhundert fest, und siehe da, daran hat sich bis zum heutigen Tage kaum etwas geändert. Mag die Journaille auch noch so laut die Krim-Krise beschreien, an den Aktienmärkten sind in der abgelaufenen Handelswoche wieder vorrangig andere Market Mover in den Fokus der Anleger gerückt. So gelang es beispielsweise der gerade in Amt und Würden eingesetzten Fed-Chefin Janet Yellen, gleich bei der allerersten Sitzung unter ihrer Führung für deutliche Kursbewegungen (nach unten) zu sorgen. Dabei war die am Mittwoch verkündete Botschaft alles andere als neu – die US-Notenbank reduziert die Anleihekäufe um weitere 10 Milliarden auf „nur noch“ 55 Milliarden im Monat, und der Leitzins wird irgendwann auch wieder angehoben werden, wobei dieses „irgendwann“ nicht näher spezifiziert wurde (Ende 2015?), was für die bereits erwähnte Verunsicherung der Investoren an den Märkten für den vorübergehenden Abtrieb sorgte. Ach ja, die geopolitische Lage (die Krim, Sie erinnern sich) wurde von Frau Yellen auch erwähnt, allerdings eher am Rande bzw. der Vollständigkeit halber („wir haben ein Auge darauf“). Das beweist zwar wieder einmal die Kurzbeinigkeit politischer Börsen, für eine generelle Entwarnung ist es unserer Ansicht nach jedoch noch etwas verfrüht, denn:

Der doppelte Boden

Die Korrektur der Vorwoche hat dem DAX, zumindest charttechnisch betrachtet, gut getan. Und obwohl der Index am vergangenen Freitag im Tief bis auf 8.913 Punkte abstürzte, konnte die 9.000er-Marke per Schlusskurs immer wieder zurückerobert werden. Damit hat sich, zusammen mit den Tiefs von Februar und Dezember, ein starkes Fundament herausgebildet, das sowohl für die Bullen, als auch die Bären eine deutliche Signalwirkung hat – die Erstgenannten steigen auf diesem Niveau ein, letztere stellen ihre Short-Positionen in diesem Bereich glatt. So wie die Fed den Konflikt auf der Krim, sollten die Anleger also unbedingt die 9.000er-Marke im Auge behalten, denn die dürfte auch weiterhin eine wichtige Schlüsselstelle bleiben. Schließlich bewegt sich der deutsche Leitindex strenggenommen seit fünf Monaten, nämlich seit dem erstmaligen Sprung über die 9.000er-Hürde Ende Oktober, in einer Seitwärtsbewegung, deren untere Begrenzung eben diese runde Marke darstellt. Nach oben deckelt die bis dato unüberwindbare 9.800er-Barriere die Kurse, und es ist gut möglich, dass genau dieser obere Randbereich in den kommenden Wochen ein weiteres Mal angesteuert wird, die Seitwärtsbewegung mit einem Ausschlag zur Oberseite fortgesetzt wird. Dafür spricht auch das Sentiment:

Bullenpower

Sowohl die professionellen, als auch die privaten Investoren wechseln derzeit wieder scharenweise ins Bullenlager. Der von der Frankfurter Börse ermittelte Bull/Bear-Index der Profis hat sich dabei von 54,4 Punkten auf 62,2 Zähler verbessert, das Barometer der privaten Anleger kletterte sogar von 55,8 auf 66,3 Punkte. Die Kurserwartung der Marktteilnehmer ist damit klar, nämlich eindeutig bullish. Wenn wir dabei zusätzlich berücksichtigen, dass der DAX während der Krim-Korrektur deutlicher als andere Federn ließ und gegenüber den Indizes in Übersee dadurch noch über einiges Nachholpotenzial verfügt – bei der März-Performance hängt der deutsche Index beispielsweise gute fünf Prozent hinter seinem amerikanischen Pendant, dem S&P 500 zurück – würde uns ein neuerlicher Hausse-Schub nicht überraschen. Wenn wir aber schon beim Thema Überraschungen sind – die gegenwärtige (Nachrichten-)Lage bleibt natürlich trotz allem prekär. Zwar ist nach den Abschlägen der Vorwoche nun die allfällige Gegenreaktion nach oben zu favorisieren, allerdings können ein, zwei schlechte Nachrichten die Kurse in Nullkommanichts wieder in Richtung 9.000 abrutschen lassen. Sie wissen ja – runter geht es zumeist deutlich schneller als rauf, deshalb aufgepasst, liebe Bullen, die Falle für Euch ist noch immer gestellt!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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