(Prime Quants) – Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenrate sinkt, Inflation ist nicht vorhanden und für die Geldversorgung sind sowieso die nationalen Zentralbanken zuständig. Offensichtlich leben wir in der schönsten aller Börsenwelten. Wen wundert es da, dass die Aktienmärkte nur noch den Weg nach oben kennen? Dazu passt:

In den USA wurden am Freitag vergangener Woche die Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Dabei fiel die Arbeitslosenquote von 7.0% auf 6.7% zurück. Wir erinnern uns: laut Aussage des ehemaligen Vorsitzenden der amerikanischen Notenbank FED, Ben Bernanke, würde die Notenbank ab einer Arbeitslosenrate unter 6.5% an ein Anheben der Leitzinsen denken. Diese Aussage wurde vor einem Jahr getroffen, als die Arbeitslosenquote in den USA noch bei knapp 8% lag. Eine genauere Analyse der Arbeitsmarktdaten legt aber dennoch einige bemerkenswerte Schwächen offen.

Denn in den Statistiken wird immer nur eine Form der Arbeitslosenquote veröffentlicht. Es gibt aber noch weitere Daten, die einen tieferen Blick in die reale Arbeitsmarktsituation zulässt. Insbesondere die unter der Bezeichnung „U-6“ bekannte sog. Unterbeschäftigungsquote liegt immer noch bei stolzen 13.1%. Diese Zahl berücksichtigt auch solche Arbeitnehmer, die gerne Vollzeit arbeiten würden, aber nur eine Teilzeitstelle bekommen. Eine ausführliche Diskussion der unterschiedlichen Kennzahlen findet man auf www.shadowstats.com.

Noch beeindruckender ist die Entwicklung der Erwerbsquote in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Hierzu haben wir Ihnen die „Civilian Employment-Population Ratio“ in nebenstehendem Chart abgebildet (Grafik von der Federal Reserve Bank of St. Louis, http://research.stlouisfed.org/fred2/graph/?s[1][id]=EMRATIO).

Diese Kennzahl berücksichtigt alle Amerikaner, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, nicht im Gefängnis und nicht beim Militär sind (daher der Zusatz „Civilian“). Bis in die 70er Jahre schwankte dieses Verhältnis zwischen 58% und 60%, d.h., es waren etwa 60% der Bevölkerung in irgendeiner Form als arbeitstätig gemeldet. Die Rate stieg anschliessend bis auf ein Niveau von etwa 67% im Jahr 2000 an. Dies war zum einen die Folge der wirtschaftlichen Prosperität in diesem Zeitraum. Zum anderen wurden in dieser Zeit auch immer mehr Frauen berufstätig.

Chart Erwerbsquote USA

Bemerkenswert ist nun der Absturz der Erwerbsquote von 67% im Jahr 2008 auf unter 63% in 2010. Ein Trendwechsel zeichnet sich bis heut noch in keiner Weise ab. Wie passt das zusammen? Wie kann die Arbeitslosenquote immer weiter zurückgehen, wenn die Erwerbsquote fällt? Hierfür gibt es nur eine Erklärung:

Es wurden schlicht und ergreifend relativ gesehen, d.h., unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums, keine neuen Stellen geschaffen. Der Rückgang der Arbeitslosenquote wurde lediglich durch das Ausscheiden von Arbeitnehmern aus dem Arbeitsmarkt verursacht. Die Konsequenz davon ist:

Da die amerikanische Wirtschaft zu zwei Dritteln von der inländischen Konsumnachfrage abhängig ist, wird sich die geringere Erwerbsquote mittel-bis langfristig auf das Wirtschaftswachstum negativ auswirken. Dann werden aber auch die Aktienmärkte Schwierigkeiten bekommen, die in der jüngsten Vergangenheit gesehenen Steigerungsraten fortzuführen.

Sollte die Erwerbsquote auf dem gegenwärtigen Niveau verharren oder sogar noch weiter fallen, dann könnte uns eine Situation wie in den 60er und 70er Jahren bevorstehen. Eine ewig lange und zermürbende, hochvolatile Seitwärtsphase. Ein Grund mehr sich von der Strategie des BUY & HOLD zu verabschieden und sich intensiv mit aktiven Tradingstrategien auseinanderzusetzen.

Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg und allzeit ein glückliches Händchen!

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