(Prime Quants) –
Nachdem die vergangenen Handelswochen eindeutig vom Geschehen in Übersee dominiert wurden, hat sich der Fokus in den jüngsten Sitzungen klar in Richtung der heimischen Börsen verschoben. Kein Wunder, schließlich konnte der Dow Jones mit einem mageren Plus von 0,9 Prozent auf Wochensicht bislang nicht überzeugen. Ganz anders dagegen der deutsche Leitindex, der dem großen amerikanischen Bruder ganz locker und leicht den Rang als Market Mover abgelaufen hat. Börsentäglich neue Rekordstände und die 9000er-Marke mittlerweile direkt vor der Nase, die Bilanz dieser Handelswoche fällt für den DAX mehr als rosig aus. Unterstützt von positiven Daten aus der heimischen Automobilbranche – Daimler und BMW vermeldeten zwischenzeitlich ihre Rückkehr in die Gewinnzonen für das dritte Quartal – schraubt sich der Index in immer neue schwindelnde Höhen. Aber – wie hoch ist zu hoch, und wann kommt der Absturz? Fest steht:

Schon wieder die Griechen

In der griechischen Mythologie findet sich mit der Figur des Ikarus möglicherweise die mahnende Parallele für den DAX. Vom Vater mit einem Gestänge aus Federn und Wachs versehen, um im Flug von der Insel Kreta zu fliehen, wurde der Knabe bekanntlich übermütig, stieg zu hoch und stürzte, nachdem die Sonne das Wachs zwischen den Federn geschmolzen hatte, ins Meer, wo er jämmerlich ertrank. Die Strafe der Götter für den Übermütigen, Maßlosen – könnte das auch dem Börsenbarometer blühen? Ja und nein, wobei letzteres im Moment eindeutig überwiegt. Die Skepsis der Anleger, die dem Braten nach wie vor nicht trauen – das EUWAX-Sentiment als Indikator für die Befindlichkeiten der Investoren notiert weiterhin im negativen Bereich – wird von der ungeheuren Liquidität am Markt förmlich weggespült. Die Anlage in Aktien gilt derzeit als „alternativlos“, wie jüngst erst auch Prof. Dr. Max Otte in einem Interview formulierte. Und damit hat der gute Mann Recht, wenn man denn aus seinem Geld mehr statt weniger machen möchte. Das Zinsniveau bewegt sich auch weiterhin nur knapp über dem Meeresspiegel, konservative Anlageformen wie Sparbuch & Co rentieren daher auf absehbare Zeit unter ferner liefen. Aber:

Die Luft wird dünner

9.000, 10.000 – der bullishe Druck auf die Kurse ist derzeit unwiderstehlich. Gerade wurde das Jahresziel für den DAX von den ersten Analysten auf 9200 Punkte angehoben, was von den Charttechnikern mit dem Kurs-Potenzial aus einer sogenannten Flaggenformation untermauert wird. Doch auch wenn im Augenblick der Eindruck entsteht, als sei die Börse in diesen Tagen tatsächlich eine Einbahnstraße, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Wirtschaftslage abseits des Frankfurter Parketts unverändert kritisch bleibt. Der angekündigte neue Stresstest durch die EZB für 128 Banken, darunter alleine 24 deutsche Geldhäuser, Milliarden-Löcher im EU-Haushalt inklusive möglicher Zahlungsunfähigkeit made in EU, dazu der schwelende Konflikt um den US-Etat – die Liste der potenziellen Auslöser für eine größere Korrekturbewegung ist nicht kürzer geworden. Trotz maximaler Bullenpower wird die Luft daher jetzt zunehmend dünner und die Absturzgefahr aus dieser Höhe ist enorm!

Dow(n)side

Verkehrte Market Mover-Welt, der Dow als Schlusslicht des Editorials und auch der Handelswoche, damit wird deutlich, dass die wesentlichen Impulse derzeit einmal nicht wie sonst über den großen Teich kommen. Die aktuellen Arbeitsmarktdaten vom Mittwoch weisen zwar einen Anstieg der Arbeitssuchenden aus, ein sicheres Indiz für die Fortsetzung der Liquiditätsschwemme durch die Fed. Doch wirklich beflügelt wurden die Kurse davon bislang (noch) nicht: Immerhin 200 Punkte trennen den dienstältesten und wichtigsten Index der Welt aktuell von seinem bisherigen Allzeithoch, das Mitte September markiert wurde, damit bleibt das Börsenbarometer hinter den europäischen Märkten klar zurück. An dieser Schieflage dürfte sich auch in den kommenden Sitzungen nichts ändern, dafür ist die Euphorie in der Alten Welt im Augenblick schlichtweg zu groß.

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