(Prime Quants) – Die Verhandlungsführer im Haushalts- und Schuldenstreit der USA verhandeln nun seit fast zwei Wochen unter Begleitung eines gewaltigen medialen Geschreis über den Haushalt und die Schuldenobergrenze der grössten Volkswirtschaft der Welt. Es sitzen dort im Übrigen die gleichen Politiker am Verhandlungstisch, die sich gegenüber den Europäern in Sachen Verschuldungsproblematik gerne als Oberlehrer geben. Auch IWF und Weltbank – seit über 50 Jahren hauptverantwortlich für den Niedergang des afrikanischen Kontinents – sind wieder mal mit jeder Menge schlauer Sprüche zur Stelle.
Aussenstehende indes können den Streit schon lange nicht mehr nachvollziehen. Denn jeder weiss, dass sich die Streithähne am Ende einigen werden. Dafür gibt es zu viele Tricks aus der Kiste der „kreativen Buchführung“, mit der man das System in Schwung halten kann.
Die Finanzmärkte sehen die ganze Situation ebenfalls sehr gelassen. Die Aktienmärkte steigen weiter von Hoch zu Hoch. Der USD ist weit von einem Kollaps entfernt. Wie anders sah die Situation dagegen bei der Schuldenkrise in Griechenland aus. Dort kollabierten die Märkte regelrecht. Wo liegt da nun der Unterschied? Die Antwort ist ganz einfach:
Die USA haben eine eigene Währung. Die Anhebung der Schuldengrenze bedeutet nichts anderes als das Drucken von neuem Geld aus dem Nichts. Den Griechen stand diese Möglichkeit nicht offen, da sie keine eigene Währung besitzen. Am Ende stellt sich die Frage, wie lange die Märkte Vertrauen in eine Währung haben, die sich im Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu stark und zu schnell vermehrt.
Der Blick auf die Entwicklung der US-Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt hier sehr klar, dass die Märkte in dieser Beziehung sehr elastisch sind. Lag die Verschuldung der USA zu Beginn der 80er Jahre noch bei 30% des BIP, stieg es in zwei grossen Wellen bis auf aktuell etwa 100% des BIP an. Dabei bereitet nicht die Höhe der Verschuldung an sich Sorgen, sondern die Schnelligkeit der Bewegung. Es scheint so, als ob sich die Verschuldung in einer exponentiellen Phase befindet. Ein Schuldenstopp oder gar ein Schuldenabbau sind in einer solchen Phase nicht mehr möglich. Allerdings kann man der Grafik auch entnehmen, dass wir hier von Entwicklungen sprechen, die sich über einen Zeitraum von Jahrzehnten abspielen.
Für weitere Informationen zur amerikanischen Staatsverschuldung empfehlen wir die Webseite http://www.usdebtclock.org/.
Wochenrückblick
In den Devisenmärkten gab es trotz der US-Haushalts- und Verschuldungskrise keine nennenswerten Bewegungen. Der YEN war mit etwas mehr als minus 1% der Verlierer in diesem Segment, die anderen Währungspaare schwankten gegenüber dem USD im Bereich von ± 0.5%. Damit bleibt der USD in unserem Tradingmodell mit -40% SHORT. Ebenfalls SHORT ist der YEN gegen den Dollar. Die anderen Währungspaare der G7 Staaten sind gegenüber dem USD LONG positioniert.
Die Kursbewegungen im Bereich der Währungen kann man durchaus als ein „Non-Event“ bezeichnen. Per Saldo blieb die strategische Ausrichtung „Short Dollar“ erhalten.
Im Energiebereich scheint es, als ob dort die Risikoaufschläge aufgrund des Syrienkonfliktes allmählich abgebaut würden. Erstaunlich ist es allerdings schon, dass die recht steile Backwardation im Rohöl erhalten bleibt. Diese Terminstruktur korreliert normalerweise eher mit steigenden Kursen. Es scheint also durchaus Überraschungspotenzial auf der Oberseite vorhanden zu sein.
Im Metallbereich mussten durch die Bank Verluste verzeichnet werden. Insbesondere Gold und Silber kamen ab Wochenmitte wieder verstärkt unter Druck. Wenn man die Edelmetalle als Gradmesser für Inflation bezeichnen will, dann sieht man hier klare Zeichen für eine sich abzeichnende deflationäre Phase. Auch der Metallsektor ist tradingtechnisch komplett SHORT positioniert.
Der Energiebereich gab ein gemischtes Bild ab. Einzig das Rohöl war auf der Verliererseite zu finden. Bei Erdgas scheint sich ein temporärer Aufwärtstrend zu etablieren. Erdgas war mit einem Plus von mehr als 7% der Wochengewinner bei den Rohstoffen.
Bei den Getreiden konnte lediglich Weizen mit einem spürbaren Gewinn zum Wochenende aus dem Markt gehen. Dies reflektiert auch unser Tradingmodell: Weizen ist als einziger Markt in diesem Segment mit 30% LONG positioniert. Insbesondere im Sojakomplex scheint sich ein deutlicher Abwärtstrend zu etablieren.
Bei den Weichwaren war Baumwolle mit über 4% der Verlierer der Woche, Zucker und Kaffee konnten jeweils um mehr als 2% zulegen. Hier signalisieren unsere Tradingmodelle eine LONG-Position in Zucker, Baumwolle und Kaffee bleiben weiterhin SHORT.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler