(Prime Quants) – Nationen können von Aufholeffekten profitieren und größere Wachstumsraten erzielen, als Länder, die bereits höhere Wohlstandstadien erreicht haben. Anders ausgedrückt: Schwächer entwickelte Länder haben schon wegen des Rückstands größere Wachstumsraten in petto. So auch China. Zwar ist das Land mittlerweile eine der bedeutendsten Wirtschaftsnationen, kommt aber beim Pro-Kopf-Einkommen noch lange nicht mit anderen Nationen hinterher. So erwirtschaften die Chinesen ein jährliches Pro-Kopf-Einkommen von 5.444 Dollar, während die USA auf 48.111 Dollar kommen, Deutschland auf 44.021 und selbst Griechenland auf 25.629 Dollar. Die direkten Nachbarn Chinas in der Einkommen-Liste sind Länder wie Angola, Weißrussland und die Dominikanische Republik.

Das bei Solchen Ländern auch schon mal Störungen auftreten können, ist nicht überraschend. Wenn das allerdings bei China geschieht, sind die Auswirkungen schon allein wegen der Größe des Landes mitunter verheerend. Sollte das Land in eine ausgewaschene Rezession abgleiten, wird davon mit Sicherheit die ganze Weltwirtschaft getroffen, zu groß sind mittlerweile die Verflechtungen der großen Volkswirtschaften mit dem asiatischen Giganten. Die Sorgen gehen sogar soweit, dass es als großes Problem erachtet wird, wenn China für sich genommen ein großes Wirtschaftswachstum ausweisen kann, aber die Prognosen aus volkswirtschaftlicher Sicht leicht verfehlt. So sorgten die Zahlen zuletzt für einigen Unmut an den Börsen, als grassierte, China hätte nur 7,0 Prozent Wachstum anstelle der erwarteten 7,5 erreicht. Den Volkswirt und Statistiker haut so eine Abweichung noch nicht aus den Socken, aber an den Börsen geht es nun mal nicht nur nach Ökonomen und Zahlendrehern.

Am Horizont braut sich aber etwas zusammen, das sich zu einer ausgemachten Krise mausern könnte. Das, was in der Vergangenheit das starke Wachstum des Landes ermöglicht hat, könnte nun zum Bumerang werden. Die lockere Kreditvergabe, die in China vorherrschte steht auf dem Prüfstand. Der Premier Li Keqiang beauftragte die Schulden der Regionalregierungen unter die Lupe zu nehmen. Die waren nämlich auch wegen der Kreditvergabe ausufernd angeschwollen. Andere Projekte wurden dafür zurückgestellt. Man muss sich die Bedeutung davon noch einmal ganz klar machen – eine der größten Wirtschaftsnationenfängt an nachzuschauen wie groß und vor allem wie risikobehaftet die Außenstände der eigenen Körperschaften sind. Der Auftrag kam, da China jetzt versucht die lockere Kreditvergabe zurückzufahren. Im Grunde eigentlich fast undenkbar aber es heißt die Regierung wisse nicht genau Bescheid, wie viele Schulden die örtlichen Verwaltungen tatsächlich angehäuft haben. Folge: Der Schuldenstand könnte sehr viel höher sein, als bislang bekannt. Mittlerweile werden die Befürchtungen, das die Risiken nicht mehr kontrollierbar sind ernst genug genommen. Ein aufgeblasener Immobiliensektor, Schattenbanken und verschwenderische Lokalregierungen sind ein Mix der mit dem Finanzchaos im Land ein Umkippen der Entwicklung zur Folge haben kann.

Auch von außen herrscht Unsicherheit über den Schuldenstand. So schätzt Standard Chartered 15 Prozent und Credit Suisse 36 Prozent Verschuldung relativ zum BIP. Hinzu kommt auch noch die Warnung des IWF, dass China auf ein weniger stark schuldorientiertes Wachstumsmodell setzte müsse, um Stabilität zu erhalten.

Je nach dem, was die Untersuchung zu Tage bringt, ist mit direkten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu rechnen. Wenn die lokalen Schulden sehr viel höher, als zunächst gedacht sind, sollten die Risikoprämien bei der Kreditvergabe zulegen – das Geld sprichwörtlich teurer werden. Wenn das Geld teurer wird, werden mit Sicherheit einige Projekte nicht mehr durchgeführt, die sonst eine Finanzierung gefunden hätten. Das Wachstum des Landes könnte sich tendenziell abschwächen. Wie stark und ob eine Nation wie China sogar in eine Rezession abgleiten kann, hängt von den Untersuchungsergebnissen und ihrer Wahrnehmung auf den Kapitalmärkten zusammen. Auch wenn es zu früh ist einen Crash zu beschreien, sollten die Anleger sich der Risiken bewusst sein.

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