(Prime Quants) – Eigenartige Maßnahmen lassen eigenartige Kursbewegungen folgen. Damit die Aktie der Commerzbank bei einer Kapitalerhöhung den optisch unschönen Bereich eines Pennystocks nicht erreicht, wurden die Aktien am Mittwoch im Verhältnis zehn zu eins zusammengelegt. Am Tag der Zusammenlegung markiert die Aktie jedoch ein neues Allzeittief. Der Donnerstag beginnt ebenfalls schlecht für die Aktie. Mit -1,87 Prozent fällt die Commerzbank auf 10,19 Euro.

Chart Commerzbank (WKN 803200)

Wie sollen Kurse von knapp über 10 Euro ein neues Allzeittief sein, mag manch einer fragen. Die Antwort ist relativ einfach, denn die Zusammenlegung der Aktien ist im Großen und Ganzen nur ein kleines Zahlenspiel. An den Relationen ändert sich nichts. Einen konkreten Anteil am Unternehmen zu erwerben kostet nach so einer Aktion immer noch genauso viel wie zuvor. Wenn man vorhat eine 5-prozentige Beteiligung an der Commerzbank zu kaufen, muss heute noch nahezu derselbe Preis dafür auf den Tisch gelegt werden. Diese Relation hat sich nicht verändert. Anders ausgedrückt: Rechnet man die Kurse seit gestern zurück, so hätte eine Aktie am Mittwoch im Tief nur noch 1,008 Euro gekostet. Was durch die Zusammenlegung mit 10,08 in die Historien eingetragen wird, wäre ohne den Zehn-zu-Eins-Tausch so knapp am Pennystockniveau vorbeigeschrammt, wie man es sich nur vorstellen kann.

Da noch Kapitalerhöhungen anstehen, wäre das Pennystockniveau nur eine Frage der Zeit. Scheinbar ist den Lenkern im Unternehmen bewußt, dass von Aktienkursen unterhalb eines Euros eine Magie ausgeht, derer sich die Marktteilnehmer nicht zu entziehen vermögen. Rein mathematisch ist es im Grunde eine unbedeutende Schwelle, doch offenbar muss man psychologische Effekte berücksichtigen. Fällt ein Anteilsschein unter einen Euro, kommen einen sofort Gedanken über eine Self-Fulfilling-Prophecy – eine selbsterfüllende Prophezeiung – in den Kopf. Eine Aktei auf Ramschniveau kann nichts gut sein, sie muss einfach nur noch ein Spielball der Zocker sein. So oder ähnlich könnte sich die Wahrnehmung der Commerzbankaktie ändern. Da wie bereits gesagt noch Kapitalerhöhungen anstehen, ist durchaus mit einem Fall unter die jetzt bei 10 Euro liegende Grenz e zu rechnen. Dieser psychologische Effekt wird nun vermieden.

Interessanter Nebeneffekt der Zusammenlegung ist, dass das Allzeithoch zurückgerechnet, angenommen die Zusammenlegung hätte schon vor Zehn Jahren stattgefunden, nun bei knappen 330 Euro liegt.

Wie man den Schritt zur Zusammenlegung der Aktien auch immer bewerten mag, die Aktie der Commerzbank befindet sich aus langfristiger, mehrjähriger Perspektive im freien Fall, der sich relativ betrachtet zwar in den letzten Jahren etwas beruhigt hat, doch Anhaltspunkte für nachhaltige Kurssteigerungen sind im Chart nicht zu sehen. Es bleibt ein Fakt, dass die Aktie auf etwa ein Dreißigstel von seinen Höchstnotierungen zusammengeschrumpft ist und viel wichtiger noch, seit mehreren Jahren sehr weit von den Höchstständen entfernt ist. Da von den Kapitalmaßnahmen der Commerzbank in letzter Zeit mehr gesprochen wird, als von den Entwicklungen im eigentlichen Geschäft, sind nachhaltige Verbesserungen im Kurs nicht zu erwarten. Es hat den Anschein, dass aus der Commerzbank eine „Commerzverwaltungsgesellschaft“ geworden ist. Alles scheint sich nur noch um die Entwicklung des Kurses zu drehen, wobei die eigentlich wichtigen Daten ins Hintertreffen geraten. Dabei sollte der Kurs Ergebnis der Geschäftstätigkeit sein und nicht ein Eigenleben haben, was den Anschein eines Selbstzweckes erweckt.

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