(Prime Quants) – Am 29.5.2013 ist es soweit. Praktiker lädt zur Hauptversammlung, wo Vorstand und Aufsichtsrat entlastet und der Aufsichtsrat neu gewählt werden. Interessanter Punkt auf der Tagesordnung wird eine Beschlussfassung zum genehmigten Kapital sein. Die am Montag veröffentlichte Einladung kommt am Dienstag nicht gerade gut an und die Aktie verliert infolge dessen 2,5 Prozent auf 1,048 Euro.
Neuwahlen im Aufsichtsrat – jedenfalls die von den Anteilseignern gestellten Aufsichtsräte sollen auf der Hauptversammlung neu gewählt werden. Das könnte eine pikante Entscheidung werden, wird aber höchstwahrscheinlich nicht die interessanteste Sache des Tages werden. Zum 20.5.2013 läuft ein 2010 genehmigtes Kapital aus, das in der Hauptversammlung durch ein neues ersetzt werden soll. Der gesetzliche Rahmen wird dabei voll ausgeschöpft. Die maximal möglichen 50 Prozent des Grundkapitals sollen bis 2018 genehmigt werden. Das entspricht beim 2010 auf 114 Millionen Euro erhöhten Kapital rund 57 Millionen Euro. An sich ist so etwas nicht unüblich. Der Knüller ist jedoch ein Zusatz, der den Aktionären unter Umständen nicht schmeckt.
„Der Vorstand wird ermächtigt, das Bezugsrecht der Aktionäre mit Zustimmung des Aufsichtsrats ein- oder mehrmalig auszuschließen,… soweit die neuen Aktien gegen Bareinlagen
ausgegeben werden und das rechnerisch auf die ausgegebenen
Aktien entfallende Grundkapital insgesamt 10% des
Grundkapitals weder im Zeitpunkt des Wirksamwerdens noch im
Zeitpunkt der Ausübung dieser Ermächtigung überschreitet
(‚Höchstbetrag‘) und der Ausgabepreis der neu auszugebenden
Aktien den Börsenpreis der bereits börsennotierten Aktien
der Gesellschaft gleicher Ausstattung zum Zeitpunkt der
endgültigen Festlegung des Ausgabepreises nicht wesentlich
unterschreitet;… “
Das bedeutet, so lange eine Kapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital vorgenommen wird, die eine Grenze des Grundkapitals nicht überschritten wird, kann der Vorstand entscheiden, ob Bezugsrechte an die Aktionäre verteilt werden. Bis 2018 wäre das leicht hinzubekommen, wenn das Unternehmen sechs Erhöhungen zu gleichen Teilen aus dem genehmigten Kapital vornimmt. Einziges Kontrollorgan ist hier der Aufsichtsrat, der seine Zustimmung erteilen muss. Ob die Aktionäre das annehmen, wird sich Ende Mai zeigen.
Technisch bleibt die Aktie von Praktiker ein Problemkind. Heißt es bei der Berenberg Bank zwar „Buy“ mit Kursziel 2,00 Euro, so könnte sich ein Argument auf die Bärenseite schlagen, was der Bank einen Strich durch die Rechnung macht. Mit Kursen von 1,04 Euro und einem Monat fallender Kurse im Rücken – vor nicht mal 30 Tagen konnten noch Kurse von 1,50 Euro verbucht werden – steht unmittelbar der Test von der magischen Ein-Euro-Marke an. Fällt die Aktie hierunter, könnte sich in der Folge weiterer Verkaufsdruck entladen, der die Aktie quasi unterhalb von einem Euro einbetoniert.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler