(Prime Quants) – Die Commerzbank-Aktie reagierte gestern mit dem größten Tagesplus seit Mitte November auf die Kehrtwende des Basler Ausschusses. Die Papiere verteuerten sich zur Xetra-Schlussglocke um 4,16 Prozent auf 1,58 Euro. War der Etappensieg der Finanzbranche nun der große Market Mover oder wird die Erholungsrallye schlussendlich doch wieder von den zahlreichen Baustellen des zweitgrößten deutschen Kreditinstitutes ausgebremst? Kurz nach der Handelseröffnung gewinnt die Aktie 0,57 Prozent hinzu und verbessert sich auf 1,589 Euro.
30 Tage sollten die Banken einen solchen „Run“ auf die Geldautomaten überstehen können. Die Reserven dafür sollten die Kreditinstitute ab 2015 bereithalten. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa fehlten laut Daten des Basler Ausschusses Ende 2011 dafür noch 1,8 Billionen Euro. Aber egal, denn nun müssen die Banken bis 2015 nur 60 Prozent des Geldes bereithalten. Anschließend wird die Reserve bis 2019 jedes Jahr um zehn Prozent aufgestockt. Merke: Wenn es tatsächlich eng wird, sollten Sie Ihr Konto also innerhalb von 18 Tagen plündern – könnte nämlich sein, dass anschließend nichts mehr da ist.
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An der Börse löste die Nachricht gestern Jubelstimmung bei den Finanzwerten aus. Kein Wunder, schließlich hatten die Kreditinstitute ja auch die Wirtschaft in Geiselhaft. Und es gibt im Augenblick wohl nichts Bedeutenderes für die politischen Eliten als das zarte Pflänzchen, was manch einer Konjunkturaufschwung nennt, am Leben zu erhalten. Für die Lebensader sind die Banken verantwortlich, da sie den Fluss des Geldes in Form von Krediten steuern. In den Worten des Basler Vorsitzenden Mervyn King klingt das natürlich diplomatischer: „Die Übergangsfrist stellt sicher, dass der neue Liquiditätsstandard auf
keinen Fall die Fähigkeit des globalen Bankensystems beeinträchtigen wird, die
konjunkturelle Erholung zu finanzieren“
Aber wozu eigentlich der ganze Stress? Denn Hand aufs Herz, in Basel darf man lediglich Vorschläge machen. Gesetze werden in Deutschland aber noch immer im Parlament entschieden. In den USA interessiert das sowieso niemanden. Hier hat man gleich darauf verzichtet die Basel II Richtlinien einzuführen. Nun gut, der heimischen Politik traut man wohl nicht so viel Lobbyarbeit zu. Da kommt es wie gerufen, dass die Banken ihre „Sicherheitsreserve“ demnächst nicht mehr nur in Bargeld oder Staatsanleihen, sondern auch in Aktien bzw. Unternehmensanleihen bereithalten können. Wer sich diesen Witz ausgedacht hat, muss die vergangenen Krisenjahre verpennt haben. Stellen Sie sich das doch einfach bitte mal vor, wie die eigentlichen „Sicherheiten“ über Nacht 20 Prozent an Wert verlieren, weil der Aktienmarkt in die Knie geht. Mit Verlaub, aber das ist wirklich eine Lachnummer.
Für die Banken ist es aber eine tolle Nachricht, denn statt totem Kapital können sie mit den Sicherheiten nun weiter zocken. Vorausgesetzt, die Commerzbank verfügt demnächst noch über einen Handelsraum, schließlich wurde das Investmentbanking ja ordentlich zurechtgestutzt. Nach dem auch die groß angekündigte „Roadmap 2012“ nicht auf die alte Erfolgsspur zurückführte, scheint sich die Bank nun in Schweigen zu hüllen. Eine wirkliche Strategie können wir derzeit nicht erkennen, weshalb es uns schwer fällt aufgrund der fundamentalen Entwicklung eine konkrete Prognose abzugeben.
Aus technischer Sicht ist das Bild hingegen klarer: Bei 1,65 Euro trifft die Aktie demnächst auf einen größeren Widerstand. Und nach unserer Ansicht dürfte es im ersten Halbjahr für die Kurse kaum über 2,20 Euro hinausgehen. Dazu fehlt einfach ein durchschlagendes Konzept.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler