Das Thema Staatsverschuldung ist seit Griechenland und Irland nicht mehr wegzudenken. Es wird über den EU-Rettungsschirm diskutiert. Staatliche Schuldenquoten sind immer wieder das Thema. 60%, 70% oder gar über 100% des Bruttoinlandsproduktes haben einige Länder bereits angehäuft. Für Deutschland sind das Ende 2010 etwa 1,9 Billionen €, in den USA sogar um die 14 Billionen Dollar. Die Zahlen sind hoch, sehr hoch sogar und es ist immer wieder von Staatspleiten gewarnt worden.

Sind diese Zahlen und ihre Bedeutung für Fachleute also relativ deutlich einzuordnen, tut sich der Bürger mit der richtigen Einschätzung der Schuldenlast schwer. Schließlich hat man in seinem Alltag nicht so oft mit solchen Zahlen zu tun. Ein weiteres Problem ist, das eine Schuldenquote um die 70% etwas irreführend ist. Hier wird das Bruttoinlandsprodukt herangezogen um einen Verschuldungsgrad zu berechnen. Es werden also alle Einkommen der Bundesrepublik Deutschland, auch nicht staatliche, eines Jahres genommen und in Beziehung zu den Schulden der öffentlichen Hand gesetzt.

Das Problem mit dieser Zahl ist, dass sie suggeriert, die Schulden der öffentlichen Hand müssten mit dem Einkommen des ganzen Landes relativiert werden. Also auch die Gehälter aller Arbeitnehmer. Auf der einen Seite stehen also Schulden des Staates, der Gebietskörperschaften und der öffentlichen Hand und auf der anderen Seite sämtliche Wirtschaftsaktivitäten des Landes, also auch die Einkommen, die primär nichts mit staatlicher Verschuldung zu tun haben. Das BIP wird sozusagen als Bürge für die Schulden genommen.
Diese Darstellung ist zumindest irreführend und der Bürger hat wie bereits erwähnt Probleme mit der Wahrnehmung von Zahlen dieser Höhe.
1.997.900.000.000 €
erwarteter Schuldenstand Deutschlands zum Ende 2011
Quelle:Bund der Steuerzahler e.V.
In einer Untersuchung haben wir die Staatsschulden der größten 20 Volkswirtschaften betrachtet. Damit die Zahlen verständlich werden, haben wir sie in einfache Größen umgerechnet. In unserem Vergleich ändern wir die Rollen der Akteure. Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Kreditgeber in den USA sind. Der amerikanische Staat ist ein normaler Bürger. Er hat ein Einkommen, Schulden und natürlich Pläne über zukünftige Einkäufe. Der Schuldner tritt an Sie heran und bittet um einen Kredit. Als verantwortungsvolles Kreditinstitut müssen Sie natürlich einige Dinge klären um einen Kredit geben zu können, vor allem auch um die Höhe des Zinses zu ermitteln, den Sie für den Kredit verlangen sollten. Die Ergebnisse der Untersuchung haben wir in der folgenden Grafik bereits zusammengefasst.

Ländervergleich der Schulden und der Neuverschuldung

Übersicht Schulden

Für unser Beispiel unterstellen wir einen durchschnittlichen Bürger, der ledig ist und hat ein nicht ungewöhnliches jährliches Nettoeinkommen von 28.000 Dollar. Alle Zahlen sind zur besseren Vergleichbarkeit in Dollar umgerechnet und spiegeln die Schulden und Neuverschuldung im Jahr 2009 wieder (für 2010 sind noch nicht genügend harte Zahlen beim IWF vorhanden). Die Staatsschulden ergeben sich für diese Person zu 77.683 Dollar. Unglücklicherweise existieren für diese Schulden kaum Gegenwerte wie etwa ein Haus. Man könnte den Kredit als eine Restschuld sehen, die auf ein Haus läuft, was der Kunde selber in einem Unfall zerstört hat, aber keine Versicherung dafür abgeschlossen hatte. Die Schuld ist noch da, aber nicht das Haus. Da der Kunde im folgenden Jahr beabsichtigt 39.878 Dollar auszugeben, muss er die Differenz mit einem Kredit finanzieren. Es geht also um 11.878 Dollar.
Einkommen: 28.000 $
Ausgaben nächstes Jahr: 39.878 $
Schulden: 77.683 $
Kredithöhe: 11.878 $
Den Kredit möchte er nicht benutzen um den alten abzulösen, um eventuell von möglichen geringeren Zinsen zu profitieren. Vielmehr möchte der Kunde das Geld für seinen Konsum ausgeben. Ein Blick in seine Schuldnervergangenheit zeigt, dass der Kunde sich in den vergangenen Jahren ähnlich verhalten hat und nicht abzusehen ist, dass er sein Verhalten ändern möchte. Dazu kommt, dass der Kunde nicht der Einzige ist, der mit einem solchen Risikoprofil an Sie als Kreditgeber heran tritt.

Welchen Zins würden Sie verlangen? Oder würden Sie das Darlehen guten Gewissens bewilligen können?

Wir bewerten diese Situation als höchst gefährlich und würden unter keinen Umständen so einen Kredit bewilligen können. Unser Kunde steht bereits mit beiden Beinen vor der Privatinsolvenz und ein Blick in die Länderübersicht zeigt, dass diese Situation für viele Länder bereits sehr dramatisch aussieht.