So, jetzt ist es passiert. Der gewagte Plan Deutschlands, dem Coronavirus durch eine weitgehende Normalisierung des Alltags die Stirn zu bieten und dabei idealerweise auch gleich den Garaus zu machen, muss als gescheitert betrachtet werden. Unterstützt von der saisonalen Herbst-/Winterstärke und einer zu niedrigen Impfquote breitet sich SARS-CoV-2 wieder flächenbrandartig aus. Mit rund 50.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden und einer Sieben-Tage-Inzidenz von mittlerweile 263,7 meldeten die Gesundheitsämter den fünften neuen Rekordwert in Folge ans Robert-Koch-Institut, kurz RKI. Die vierte Welle ist damit nicht nur die bislang heftigste, sondern auch die gefährlichste. Für das Gesundheitssystem, das in einigen Regionen kurz vor der Belastungsgrenze steht, für die Bevölkerung, die Wirtschaft, und letztendlich auch für die Politik. Da sind die einen nicht mehr und die anderen noch nicht zuständig, und wohin so ein Machtvakuum in so einer Krise führt, sehen wir dieser Tage. „Ein Versagen mit Ansage“ nennt es Jürgen Klöckner in seinem Kommentar im Handelsblatt. Die Zeit zu handeln drängt also, und der Faktor Zeit spielt auch bei unserem nächsten Thema eine nicht unwesentliche Rolle:

Gekommen, um zu bleiben?

Temporär oder nicht temporär, das ist die Frage, die sich viele angesichts der weiter steigenden Inflationszahlen stellen. Mit einer Teuerungsrate von 6,2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Verbraucherpreise in den USA gerade erst auf den höchsten Stand seit 30 Jahren. Ist das noch vorübergehend und den Nachholeffekten oder den zahlreichen Lieferkettenproblemen und -engpässen geschuldet? Die Verantwortlichen auf Seiten der Politik und der Notenbanken beeilen sich, diese Frage zu bejahen. Den Verbrauchern als (un-)mittelbar Betroffenen kommen indes vermehrt Zweifel an der zeitlichen Begrenztheit, angesichts des größer werdenden Lochs im Geldbeutel. Das dürfte den Märkten so gar nicht schmecken, wäre jetzt die logische Schlussfolgerung. Aber aufgepasst, im neuen Normal ist beinahe alles anders als früher. Im Detail:

Der Höhenflug geht weiter

16.115 Punkte erreichte der DAX am gestrigen 11.11. und markierte damit, pünktlich zum Start der närrischen Saison, den nächsten Höhepunkt einer immer verrückter anmutenden Rallye. Schließlich scheinen sich die Märkte mittlerweile nahezu gänzlich von der Realwirtschaft abzukoppeln. Das Top von gestern ist jedenfalls schon wieder Makulatur, denn im frühen Handel setzten die deutschen Blue Chips noch einen drauf und schoben die Bestmarke ein paar Pünktchen höher auf 16.122 Zähler. So zumindest der Stand zum Redaktionsschluss um 13 Uhr mittags. Aus charttechnischer Sicht bleibt damit alles beim Alten und wie gehabt – auf der Oberseite sind die nächsten Kursziele bei 16.400/16.500 zu finden; nach unten stützt dagegen jetzt vor allem die 16.000er-Marke. Sollte die unter der Last von einsetzenden Gewinnmitnahmen zusammenbrechen, würden die Haltezonen bei 15.800 und 15.500 nachrücken, bevor der GD200 bei derzeit 15.284 die, und hier können wir uns wiederholen, nächste markante Unterstützung bildet.

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