Wie bei allen Werten, die wir an dieser Stelle nicht ständig besprechen, löst der Blick auf die vorangegangene Analyse wahlweise nostalgische Heiterkeit oder eine Art diffuse Beklemmung aus. Bei Dialog Semiconductor befällt einen zweifellos letztere, denn zuletzt (= Ende April) arbeitete sich die Aktie zurück über die 18-Euro-Marke und schien damit das damalige Jahrestief bei 17,05 Euro direkt wieder aufzukaufen. Und es kam sogar noch besser – zumindest für einen Moment:

Mitte Mai kletterte die Aktie auf 21,48 Euro und damit auf den höchsten Stand seit dem heftigen Kursabsturz vom 28. März, für einen Tag schienen alle vormaligen Sorgen verflogen. Doch der Ausbruch erwies sich als singuläres Ereignis, in der Folge rutschen die Notierungen unter die 20er-Barriere zurück, die bis Ende vergangener Woche den Kursverlauf deckelte. Das dabei angestaute Bewegungspotenzial entlud sich am Freitag – und zwar nach unten! Über 15% bzw. fast drei Euro gab die Aktie ab, und riss dabei ein 1,95 Euro umfassendes Gap in den Chart. Macht einen Verlust von 19% auf Wochensicht, seit Jahresbeginn gingen rund 41% verloren. Denn am gestrigen Montag setzte sich die Talfahrt fort, und damit klingeln jetzt die Alarmglocken:

Setzt sich der Ausverkauf ohne Gegenbewegung fort und rutscht die Aktie dabei auch unter das amtierende 2018er-Tief (15,15 Euro) sowie die Haltezone im Bereich der 15-Euro-Marke, droht eine Ausweitung der Korrektur bis an die psychologisch wichtige 10-Euro-Barriere! An der konnten sich die Papiere zuletzt Mitte 2013 nach oben abrücken, ein Rückfall an diese Chartmarke wäre also gleichbedeutend mit einem Schlussstrich unter 5 (!) erfolgreiche Jahre, die immerhin bis auf das 2015er-Top bei 53,85 Euro führten (zur Erinnerung: das Allzeithoch stammt aus dem Jahr 2000 und liegt bei 75,25 Euro).

Unterhalb von 10 Euro müsste dann bereits die 5er-Schwelle als Kursziel auf den Zettel geschrieben werden, allerdings wollen wir, alleine schon aus Gründen der Fairness, die Oberseite nicht vollends vernachlässigen. Da dreht sich alles um die bereits angesprochene Kurslücke, die vermutlich in der erwartbaren Gegenbewegung geschlossen werden dürfte. Reicht die Kraft anschließend für einen neuerlichen Angriff auf die 20-Euro-Marke, und kann die Barriere sogar überwunden werden, stünde anschließend weiteres Aufwärtspotenzial bis zu den beiden Mai-Tops bei 21,50 Euro zur Verfügung. Allerdings kann ganz klar gesagt werden: Eine Stabilisierung wäre frühestens mit der Rückkehr in die Dezember-Seitwärtsrange gegeben, wofür die Aktie über die 22er-Hürde klettern müsste.

Etwas Schützenhilfe kommt da vom Seasonal Chart, denn der weist für den Zeitraum vom 30. Mai bis zum 23. Juni zwar die zweitstärkste Short-Phase des Jahres mit einem durchschnittlichen Verlust von 9,4% aus, ab dem 23. Juni geht es dann jedoch bis Mitte September aufwärts, in Zahlen und im Schnitt werden rund 15,4% aufgesattelt.

Seasonal Chart Dialog Semiconductor
Seasonal Chart Dialog Semiconductor