Der US-amerikanische Unabhängigkeitstag, drüben „Independence Day“ genannt, wurde zwar schon am vorvergangenen Donnerstag gefeiert (übrigens auch vom DAX, der an jenem Tag zum bislang letzten Mal ein Jahreshoch markierte, aber das nur am Rande). Doch an der Wall Street ging die Party in dieser Woche erst so richtig los. Das hatte vor allem mit dem Chef der US-amerikanischen Notenbank Fed zu tun. Denn der meldete sich mit einer guten Nachricht – und der Aussicht auf weiteres billiges Geld – zu Wort:

Chart DAX
Chart DAX

Anfang der Woche signalisierte Powell, dass eine baldige Zinssenkung durch die Fed wohl doch möglich sei und führte die Abkühlung der Weltkonjunktur ins Feld. Dieses Argument überrascht zwar ein wenig; dem US-Präsidenten dürfte Powells Signal dennoch gefallen haben, und an den Aktienmärkten herrschte deswegen ohnehin blanke Freude – zumindest eben an der Wall Street. Da kletterten die Indizes nämlich direkt auf neue Rekordmarken und machten so den Rücksetzer vom Wochenbeginn wieder wett. Der Dow Jones schob sich dabei erstmals in seiner Geschichte über die 27.000er-Schwelle (Glückwunsch!), der S&P 500 spitzte schon zweimal hintereinander über die 3.000er-Barriere (Gratulation!) und der Nasdaq 100 steht ganz kurz vor der runden 8.000er-Marke (…). Ganz anders dagegen das Bild am deutschen Aktienmarkt:

Verarbeitungsphase

Denn die deutschen Blue Chips kommen seit einer Woche nicht mehr in Tritt. Nach fünf Verlusttagen in Folge hat der DAX die gesamte Strecke vom amtierenden Jahreshoch bei 12.656 Punkten bis an die untere Begrenzung der breiten Haltezone zwischen 12.500 und 12.350 komplett abgearbeitet. Dabei konnte das offene Gap aus der Vorwoche zwar erfolgreich geschlossen werden, die Verteidigung der Volumenspitze bei 12.350 macht allerdings zunehmend Schwierigkeiten! So rutschten die Kurse mit dem heutigen (bisherigen, der Handel läuft schließlich noch) Tages- (und gleichzeitig Wochen- bzw. Monats-)tief bei 12.305 Zählern und dem Schlusskurs bei 12.332 Punkten erstmals unter die markante Auffangzone ab. Gut möglich also, dass die 12.200er-Schwelle noch einmal als Haltestelle zum Einsatz kommt; die bietet sich ohnehin als perfekte Wendemarke für ein Pullback an, zumal nur wenig tiefer das 50%-Korrekturpotenzial der jüngsten Rallye ausgeschöpft wäre. Nach oben sind die Aufgaben hingegen klar verteilt – oberhalb von 12.500 Punkten würde sich die Lage wieder deutlich entspannen, und nach einem Re-Break bei 12.600 und dem Sprung auf ein neues Jahreshoch hätten die Blue Chips dann auch wieder gute Karten, um einen Angriff auf die Eindämmungslinie bei 12.887 (= das alte 2018er-Julihoch) bzw. die 13.000er-Barriere zu starten! Und darüber hinaus die Chance, die mittlerweile beträchtliche Lücke zu den US-amerikanischen Indizes zu schließen!