(Prime Quants) – In etlichen Gemeinden in den USA und Kanada gibt es den gar lustigen Brauch, am 02. Februar eines jeden Jahres ein ausgesuchtes und zumeist sogar namentlich bekanntes Murmeltier aus seinem Bau zu locken. Naja, notfalls auch zu zerren, sofern der Nager Widerstand leistet, und nicht immer zeigt das Viech dabei Verständnis für die örtlichen Sitten und Gebräuche, da wird schon mal dem Bürgermeister ins Ohr gebissen, wie in dieser Woche zu lesen war. Sinn und Zweck dieser vielbeachteten Maßnahme – alljährlich pilgern Zehntausende zu den „Kultstätten“ – ist es jedenfalls, eine Vorhersage über den weiteren Verlauf des Winters treffen zu können. Sieht der Murmel nämlich seinen Schatten, was üblicherweise dann der Fall ist, wenn die Sonne scheint, dauert der Winter angeblich noch mindestens vier Wochen, wenn nicht länger. Einer der bekanntesten Veranstaltungsorte für dieses Spektakel – dessen Wurzeln übrigens im christlichen Lichtmess-Fest liegen – ist ein Örtchen mit dem wohlklingenden Namen Punxsutawney, das im malerischen Jefferson County, Pennsylvania liegt. Dessen Murmeltiertag-Geschichte geht bis auf das Jahr 1886 zurück, Grund und Stoff genug für Hollywood, darüber die Komödie „Und ewig grüßt das Murmeltier“ zu drehen. In dem Streifen hängt der Hauptdarsteller Bill Murray als schlechtgelaunter TV-Reporter, der vom alljährlichen Groundhog Day in PunxSiewissenschon berichten soll, in einer Zeitschleife fest und erlebt denselben Tag immer wieder und wieder und wieder. Und jetzt raten Sie doch mal, warum ich den heutigen Market Mover wohl genau mit dieser Geschichte begonnen habe…

Zeitschleife

…richtig, auch an den Börsen beschleicht einen derzeit nämlich das leicht ungute Gefühl, in eine Art Zeitschleife geraten zu sein. Neue Rekord-Höchststände im DAX durch den Kaufrausch nach Draghis Drogenfreigabe, ansonsten Quergeschiebe auf höchstem Niveau und äußerst ungewöhnliche Divergenz zum Dow Jones, das alles hatten wir doch gerade erst en Detail in der vergangenen Woche bzw. Market Mover-Ausgabe besprochen! Na gut, die Zahlen haben sich geändert – der deutsche Leitindex verbucht auf Jahressicht mittlerweile +10,61 Prozent, während die US-amerikanischen Blue Chips im Vergleich zur Vorwoche aufholen konnten und aktuell mit +0,56 Prozent sogar leicht im Plus notieren. Und natürlich befindet sich auch das jüngste Allzeithoch des DAX nicht mehr da, wo wir es vor einer Woche erst haben liegen lassen: 10.984,69 Punkte markieren jetzt den höchsten Indexstand der Geschichte. Ach ja, und wenn die Kurse nicht gerade ein neues Alltime-High erzielen, schieben sie nun an der 10.800er-Marke Volumen und damit rund 100 Zähler höher als zuletzt. Das war es dann aber auch schon, in punkto Neuigkeiten, oder haben wir vielleicht nur nicht genau genug hingeschaut?

Gefahr im Verzug

Doch, haben wir. Fakt ist jedoch, dass die deutschen Märkte aktuell schlichtweg nicht kleinzukriegen sind. Was noch vor Jahresfrist für veritable Kursverluste geführt hat – nehmen wir aus äußerst aktuellem Anlass doch nur den Ukraine-Konflikt oder die Griechen-Krise als Beispiel – wird momentan einfach ignoriert. Der Blick auf die Volumenverteilung zeigt dabei jedoch, dass nicht viele den Rallye-Abschnitt seit 10.093 Zählern mitgegangen sind. Vielmehr ist anzunehmen, dass überwiegend ausländische Investoren die Gunst der Stunde genutzt und sich ab Mitte Januar erfolgreich an den deutschen Märkten positioniert haben. Das macht die Situation nicht ganz ungefährlich – einerseits dürften viele heimische Anleger den Hausse-Schub der vergangenen drei Wochen verpasst haben und dementsprechend ungeduldig auf einen Rücksetzer warten, um ihr Ticket für den Rallye-Zug nachzulösen. Allerdings müsste es dafür schon ein ordentliches Stück abwärts gehen, der Abstand zur nächsten Unterstützungszone im Bereich von 10.300 Zählern beträgt immerhin bereits 500 Punkte bzw. knapp 5 Prozent. Andererseits – wenn alle, wir eingeschlossen, auf eine Korrektur spekulieren – wer sagt denn, dass es genau dann nicht noch einmal richtig nach oben geht? Der Auslöser dafür könnte ein kleiner „Short-Squeeze“ sein, wenn nämlich die „Shorties“ ihre Puts (vermutlich knapp oberhalb von 11.000 Punkten) glattstellen (müssen) und dadurch den Kurs erst recht in die Höhe treiben, wir alle erinnern uns an den exorbitanten Kurssprung in der VW-Aktie im Oktober 2008, als Gerüchte um eine mögliche Übernahme durch Porsche (ja, das haben die Zuffenhausener damals tatsächlich noch geglaubt!) den Preis für eine VW-Vorzugsaktie für ein paar Stunden förmlich explodieren ließen, weil alle ihre Short-Engagements bzw. Leerverkäufe so schnell wie möglich abstoßen mussten. Aber wir wollen den Teufel ja nicht gleich an die Wand malen…zumindest heute noch nicht!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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