(Prime Quants) – Auch in dieser Woche beginnt der Marktkommentar mit einer Überschrift, bzw. mit einer Erklärung zu derselben. Denn war ich am vergangenen Freitag noch selbst krea(k)tiv, leihe ich mir diesmal und aus aktuellem Anlass kurzerhand eine Wortschöpfung meiner sehr geschätzten Kollegen Birgit Klein und Sebastian Hoffmann aus. Die haben mit dem oben stehenden Kunstbegriff nämlich vor langer Zeit den Sprung des deutschen Leitindex über die 5.000-Punkte-Marke beschrieben, aber mal ganz ehrlich – das, was wir in der gerade abgelaufenen Handelswoche an der Börse gesehen haben, das war ja wohl mindestens ebenso eine DAXplosion! In nur sechs Sitzungen ist das Börsenbarometer geradezu explodiert, hat dabei diverse neue Allzeithochs markiert und 700 Punkte bzw. 7 Prozent (jahaaa, rund um die 10.000er-Marke ist Prozentrechnung ein Kinderspiel!) aufgesattelt. Für das noch sehr junge Jahr 2015 steht damit aktuell ein Plus von rund 8,5 Prozent zu Buche, und seit dem letzten ernstzunehmenden Tief, nämlich dem vom 16. Oktober bei 8.354,97 Zählern, konnte der Index sage und schreibe 2.350 Punkte zulegen, das sind fast 30 Prozent! Nachbörslich kletterte der DAX am gestrigen Abend sogar über die 10.500er-Marke, heute Vormittag über 10.600, am Mittag über 10.700 – so schnell kann man gar nicht schreiben, wie da im Augenblick die Notierungen steigen und die Rekorde purzeln. Natürlich weiß ein jeder hier, wem wir diese Kursexplosion zu verdanken haben:
Mario trifft wieder!
Erfreuliche Nachrichten kamen in dieser Woche aus Italien: Mario Gomez hat seine seit dem 30. November währende Torflaute überwunden und sich mit einem Doppelpack im Pokalspiel gegen Atalanta Bergamo zurückgemeldet. Erfreuliche Nachrichten kamen in dieser Woche aber auch von einem Italiener – und zwar vom anderen Mario, dem Draghi nämlich. Der meldete sich am Donnerstag live aus Frankfurt ebenfalls mit einem Doppelpack: Die Zinsen bleiben unten, und die seit vielen Wochen heftig diskutierten Anleihekäufe durch die EZB werden im März mit einem Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat starten und bis mindestens September 2016 laufen, macht ein Gesamtvolumen von etwa 1,14 Billionen Euro. Quantitative Easing jetzt also auch in good old Europe, der vermutlich letzte Versuch Draghis – nach Zinssenkungen, Erste-Hilfe-Krediten für notleidende Banken und anschließenden Strafzinsen – die in der Eurozone währende Preisflaute zu überwinden. Sinn und Zweck dieser Maßnahme sind bekanntlich äußerst umstritten, zumal die Erfahrung mit früheren QE-Programmen sehr uneinheitlich ist: Während in den USA und Großbritannien der jeweiligen Konjunktur durch die Milliardenspritzen der Fed (etwa 4,5 Billionen US-Dollar) bzw. Bank of England (knapp 500 Milliarden Euro) tatsächlich auf die Sprünge geholfen werden konnte, pumpt die japanische Notenbank seit mittlerweile mehr als zehn Jahren astronomische Summen (derzeit ca. 570 Milliarden Euro p. a.) in Nippons Wirtschaft – erfolglos, die einstige Vorzeigekonjunktur kämpft noch immer gegen die Deflation, und das letzte Allzeithoch im Nikkei wurde im Dezember 1989 erzielt. Ist ja erst ein Vierteljahrhundert her…
Fragezeichen
Hinter dem jüngsten Manöver der EZB stehen also jede Menge Fragezeichen, und es ist derzeit völlig offen, ob deren Präsident das Spielfeld der Geldpolitik als strahlender Sieger oder draghischer Held verlassen wird. Die Märkte jedenfalls nehmen den Schritt der europäischen Währungshüter zum willkommenen Anlass, sich selbst mal wieder ordentlich zu feiern. Wir bleiben skeptisch, und zwar sowohl was die Maßnahmen der EZB, als auch die steile Rallye auf dem Parkett betrifft. Uns ist der aktuelle Hausse-Schub eindeutig zu inszeniert und überzogen, und auch von Draghi hätten wir uns etwas mehr Zurückhaltung gewünscht.
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler