(Prime Quants) – Kinder wie doch die Zeit vergeht, es ist mal wieder soweit: das erste Adventswochenende steht vor der Tür – und damit die Eröffnung all der weihnachtlichen Märkte in den Städten und Gemeinden auf dem Programm. Nun mag man über die fehlende Besinnlichkeit dieser Weihnachts- oder, wie sie hier genannt werden, Christkindlmärkte streiten, einen Sinn haben diese Veranstaltungen in jedem Fall – den wirtschaftlichen nämlich. Im Jahr 2001 wurden in Deutschland einer Studie zufolge 2.500 Märkte gezählt, mittlerweile ist, je nach Quelle und Zählweise, von bis zu 10.000 die Rede. Und die werden von Millionen Menschen besucht – ca. 4 Millionen sind es allein in Köln, dem bundesweiten Spitzenreiter, gefolgt von rund 3,6 Millionen in Dortmund und jeweils um die 3 Millionen in Frankfurt / Main und München (Stand 2011), etwa 85 Millionen sollen es laut Deutschem Schaustellerbund bundesweit gewesen sein. Die bescheren den Marktbeschickern prächtige Umsätze, vermutlich über 5 Milliarden Euro, so die Schätzungen. Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht, da seriöse Erhebungen nicht vor- beziehungsweise schon viele Jahre zurückliegen (der Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute e. V. beauftragte 2001 die IMOHA GmbH, das Institut zur Erforschung und Förderung des mobilen Handels an der Hochschule Harz, mit der Erstellung einer Marktstudie zum Thema „Weihnachtsmärkte als Wirtschaftsfaktor…“). Ja, da klingeln die Kassen, aber nicht nur da, und nicht nur die:

Kling, Kasse, klingelingeling

Auch auf anderen Markt-Plätzen wurden in den vergangenen Tagen immense Umsätze eingefahren. Die deutschen Börsen veranstalteten nämlich eine echte, wahrhaftige Rallyebewegung: 11 Tage in Folge mit einem dicken Plus als Vorzeichen, das ist dem DAX seit Beginn der Kursaufzeichnungen erst zum fünften Mal überhaupt gelungen – lediglich im Mai 2013, Juli 2005, Dezember 1999 und Februar 1997 schafften die Blue Chips schon einmal so viele Tagesgewinne hintereinander. Dank dieses fulminanten Hausse-Schubs hat sich die Bilanz des deutschen Leitindex natürlich schlagartig verbessert – für das Gesamtjahr stehen nun immerhin positive 4,0 Prozent zu Buche, der November geht mit einem Monatsgewinn von rund 6 Prozent zu Ende und verdrängt damit den Februar (+4,1 Prozent) vom Spitzenplatz des bisherigen Top-Performers 2014. Das hört sich ziemlich satt an, und das ist es auch. Vor allem im Vergleich mit den anderen Indizes: Der EuroStoxx 50 notiert mit 3,6 Prozent für November auf der Kurzstrecke deutlich schwächer, in punkto Jahresbilanz liegen die beiden Börsenbarometer nahezu gleichauf. Der Dow Jones, weiterhin Allzeithoch-Rekordjäger, kommt im Monatsvergleich sogar nur auf 2,5 Prozent, schneidet dafür aber in der Jahresbetrachtung mit +7,6 Prozent klar besser ab. Und genau hier liegen aktuell die Chancen, aber auch die Risiken für den deutschen Markt:

Zum Himmel hoch, da will ich hin

Richtig, das ist gar nicht der Titel des Weihnachtsliedes von Martin Luther, aber ein schönes Motto für den Dow Jones. Der hat am Mittwoch, dem letzten regulären Handelstag vor Thanksgiving, noch schnell Allzeithoch Numero 31 (!!!) des Jahres 2014 markiert und scheint solche albernen Begrifflichkeiten wie „Rücksetzer“ oder „Korrektur“ schon gar nicht mehr zu kennen. Das gilt auch für den S&P 500, der auf sagenhafte 48 All-Time-Highs in diesem Jahr kommt. Damit bleiben die USA das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ und schenken uns ein Superlativ nach dem anderen: So werden alleine am heutigen „Black Friday“, dem ultimativen Weihnachtsgeschenke-Einkaufstag der Amerikaner, rund 50 Milliarden US-Dollar umgesetzt – an einem einzigen Tag! Zum Vergleich: das gesamte Weihnachtsgeschäft in Deutschland hat ein Umsatzvolumen von 85 Milliarden Euro. Zurückhaltung scheint jenseits des Atlantiks also ein Fremdwort, und falls sich der DAX auch in den kommenden Wochen am Big Brother ein Beispiel nimmt, können wir bis Silvester mit Endständen im Bereich von rund 10.500 Zählern rechnen. Und nein, wir haben nicht etwa den Verstand verloren, die Rechnung ist ganz einfach – der DAX legt im Dezember durchschnittlich 3 Prozent zu (und in Jahren, in denen er Ende November über dem GD200 notierte, tat er das auch immer. Gleichzeitig hat der Index gegenüber seinen US-amerikanischen Pendants noch immer Nachholpotenzial, das sind gut und gerne weitere 3 Prozent. Und auch in Sachen Allzeithoch hat das deutsche Leitbarometer noch aufzuholen – bislang hat der DAX nur 12 Rekordhochs für 2014 vorzuweisen. Soviel zur Theorie, jetzt zur Praxis: Natürlich sind die Märkte in den vergangenen Wochen extrem heiß gelaufen. Eine Korrektur ist jetzt geradezu zwingend notwendig, um die überhitze Technik wieder etwas abzukühlen. Das allerdings könnte den gerade erst wiederbelebten Rallye-Phantasien der deutschen Anleger doch noch einen Dämpfer verpassen, denn falls die amerikanischen Indizes einen Rücksetzer einschieben, dürfte es für DAX & Co ein, zwei Etagen tiefer gehen. Als erstes Kursziel haben wir da den Bereich zwischen 9.500 (hier verläuft aktuell der GD200) und der in diesem Jahr so hart umkämpften 9.600er-Marke auf dem Zettel. Darunter liegt bei 9.350 Zählern die nächste Unterstützungszone, und – alle Jahre wieder – irgendwo dort dürften noch eine Menge Anleger auf ihre Einstiegsgelegenheit zur Jahresendrallye warten!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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