(Prime Quants) – während Sie diese Zeilen lesen, ist es vielleicht schon Sammstags und Sie wissen bereits, welchen Ausgang das Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich genommen hat. Damit haben Sie mir damit einiges voraus, denn während ich diese Zeilen schreibe, liegt das Spiel noch in relativer Ferne und ich kann über das mögliche Ende nur spekulieren. Raum dafür ist nach der äußerst durchwachsenen Leistung der deutschen Nationalelf in der Achtelfinal-Partie gegen Algerien ja reichlich vorhanden, und auch wenn die Grande Nation in ihrem Achtelfinale gegen Nigeria ebenfalls alles andere als titelwürdig aufspielte, dürfte sich dieser Gegner für Jogis Jungs als ganz harte Nuss erweisen. Einen eindeutigen Favoriten für das Weiterkommen ins Halbfinale gibt es bei dieser Partie jedenfalls nicht, wobei – strenggenommen gibt es bei diesem Turnier bislang nicht einmal einen für den Titelgewinn: Die hoch gehandelten Brasilianer konnten genau so wenig überzeugen wie ihre argentinischen Nachbarn, und ob der Höhenflug der Niederländer bis ins Finale reicht, auch da sind – trotz der jüngsten Auftritte von Oranje – durchaus noch Zweifel angebracht. Das Fazit der vergangenen WM-Woche lautet also: Favoriten Fehlanzeige, mäßige spielerische Leistungen der verbliebenen Mannschaften und jede Menge Platz für Spekulationen über den Ausgang des Turniers. Na sowas, das ist ja lustig: exakt dasselbe lässt sich auch über die abgelaufene Handelswoche an den Börsen sagen! Da dominierte nämlich ebenfalls der Kampf über die Technik, und was die Performance angeht, so ist das Wort „ergebnisorientiert“ noch eines der netteren, um das Marktgeschehen schönzureden. Zum Spielbericht:
Nachspielzeit
Ähnlich langweilig und chancenarm wie die Teilnehmer der Achtelfinals in Brasilien begannen auch die Märkte zum Wochenauftakt. Im DAX betrug die Schwankungsbreite der Kurse dabei gerade einmal gut 100 Punkte, von Spannung oder gar Trendsignalen nicht die kleinste Spur! Erst am Donnerstag und damit kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit kam so etwas wie Bewegung in den müden Kurshaufen, und es ging zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder über die 10.000er-Marke. Ganz ähnlich präsentierten sich die Märkte in Übersee. Tagelang hockte dort der Dow Jones vor der 17.000er-Hürde wie ein Kaninchen vor der Schlange, und auch da dauerte es bis Donnerstag, ehe der entscheidende Pass über diese Mauer gelang. Der Grund für den zähen Antritt in der ersten Wochenhälfte ist schnell gefunden – es fehlte schlichtweg ein halbwegs brauchbarer Market Mover, der die dringend benötigten Impulse für deutlichere Kursausschläge hätte liefern können. Der tauchte dann zum Wochenende hin in Form von außerordentlich guten US-Arbeitsmarktdaten und einem unveränderten EZB-Zinssatz auf: Mit dergestalt guten Neuigkeiten im Gepäck und dem Unabhängigkeits(Feier)tag vor sich schloss der Dow Jones erstmals in seiner über hundertjährigen Geschichte über 17.000 Zählern, und dieser Schwung erreichte dann sogleich die deutschen Märkte – auch der DAX ging auf dem höchsten Schlusskurs aller Zeiten aus dem Handel, 10.029 Punkte standen zur Schlussauktion auf der Anzeigetafel. Mit diesem Pausenergebnis können alle Beteiligten zufrieden sein, denn:
Pausenpfiff
Das erste Halbjahr liegt hinter uns und den Märkten. Über weite Strecken – und trotz einer beträchtlichen Volatilität – ging es dabei seitwärts, weshalb unter dem Strich auch nur ein moderates Plus von 2,9 Prozent für den DAX und gerade einmal +1,9 Prozent für den Dow Jones als Halbzeitstand ins Jahrbuch eingetragen werden können. Der langfristige Aufwärtstrend war dabei zwar nie gefährdet, die wirklich großen Trading-Chancen boten sich in dieser Seitwärtsphase aber eben auch nur selten. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass nach wie vor viele Markteilnehmer an der Seitenlinie ab- und auf ihren Einsatz warten. Das zweite Halbjahr dürfte da schon interessanter werden, zumal der gestrige Handelstag da schon einen ersten Vorgeschmack hinterlassen hat. Kursziel neues Rekordhoch, so lautet die kurzfristige Prognose. Mittelfristig bleibt weiterhin Platz bis zur imaginären oberen Trendkanalbegrenzung im Bereich um 10.200 Zähler, aber das kann noch etwas dauern: Zunächst müssen nun die tendenziell schwachen Sommerwochen „überstanden“ werden. Nach wie vor droht in denen nämlich zumindest die Möglichkeit einer Korrektur, und während einer solchen könnten die Kurse durchaus ein gutes Stück nach unten abstürzen, 10 Prozent wären ohne weiteres noch als „normal“ einzustufen. Schließlich ist es nicht einmal vier Monate her, dass der DAX zuletzt unter die 9.000er-Barriere rutschte – am 14. März markierte der Index bei 8.913 das bisherige Jahrestief, kaum vorstellbar, wenn man auf die aktuellen Kurse blickt. Aber Sie haben den Konjunktiv im vorletzten Satz natürlich nicht überlesen und deshalb ist Ihnen dieses entscheidende Wörtchen „könnten“ auch nicht entgangen. Vielleicht fällt die Korrektur in diesem Jahr auch einfach mangels Beteiligung aus. Möglich ist an der Börse bekanntlich alles, auch das Gegenteil, deshalb schlage ich vor: Wir nehmen es, wie es kommt, und freuen uns auf die zweite Hälfte!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler