(Prime Quants) – Die aktuelle Marktsituation erinnert ein wenig an die berühmte Quadratur des Kreises, jenes ewige Problem der Mathematik, genauer der Geometrie, bei dem die Aufgabenstellung bekanntermaßen lautet, aus einem vorgegebenen Kreis ein Quadrat mit identischem Flächeninhalt zu konstruieren. Beinahe seit Menschengedenken (oder zumindest, seitdem der Mensch mathematisch denken kann, großzügig gerundet sind das etwa 4000 Jahre) wird nach der Lösung für diese unlösbare Aufgabe gesucht. Unlösbar übrigens, seitdem Ferdinand von Lindemann im Jahr 1882 beweisen konnte, dass die Kreiszahl Pi eine transzendente Zahl und damit nicht darstellbar ist. Jedenfalls nicht, wenn man zu Lineal und Zirkel als Konstruktionswerkzeug greift. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff „Quadratur des Kreises“ deshalb gerne als Synonym für ein unlösbares Problem verwendet. Womit wir (mit etwas Phantasie) auch schon bei der gerade abgelaufenen Handelswoche wären. Denn auch hier findet sich ein Problem ohne Lösung, wenigstens solange man die üblichen Gestaltungsmittel, nämlich Geld und Brief (für Kauf- und Verkaufspreise), verwendet. Man könnte also sagen, dass an den Märkten derzeit eine Art moderne, modifizierte Quadratur des Kreises stattfindet, für die mir, während ich an meinem Schreibtisch darüber nachsann, die Bezeichnung „Korrektur des Kurses“ einfiel. Denn genau die findet im Augenblick nicht statt. Stattdessen:

Pessimismus

Herrscht bislang nahezu Stillstand. Nachdem das jüngste Allzeithoch (im DAX) vom vergangenen Donnerstag in den darauf folgenden Sitzungen nicht einmal ansatzweise bestätigt werden konnte, hat sich der kleine Rallye-Schub tatsächlich, wie schon in der letzten Ausgabe vermutet, als Fehlausbruch herausgestellt. Mit dem Rückfall auf die 9.600er-Marke kehrte der deutsche Leitindex zum Wochenbeginn in die bewährte neutrale Zone zurück, und erst die wohlwollenden Worte der Fed-Chefin Yellen vermochten am späten Mittwochabend zunächst die amerikanischen Indizes, und am folgenden Handelstag dann auch die deutschen Märkte zumindest ein kleines Stück nach vorne zu treiben. Immerhin sprang der DAX dabei wieder über die 9.700er-Grenze, mit einem gestrigen Schlusskurs von 9.721 Zählern notiert der Index „nur“ rund 90 Punkte unterhalb des bisherigen Rekordhochs, heute Mittag sind es sogar gerade mal noch 60 Zählerchen, aber – mit Optimismus und Rallyestimmung hat das aktuell so rein gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil sogar, denn die Anleger werden zunehmend nervös. Vor allem die professionellen Investoren trauen dem Braten, trotz aller Beschwichtigungen aus New York, immer weniger: der Sentimentindex der Frankfurter Börse zum Beispiel notiert für die Profis mit -1 bereits im negativen Bereich. Die Argumente reichen dabei vom fundamentalen „die Indizes sind derzeit überbewertet“ über das charttechnische „die letzte größere (>10 Prozent) Korrektur liegt exakt zwölf Monate zurück, eine neuerliche ist daher mehr als überfällig“ bis zum profanen „im Mai geht es immer abwärts“. Schön, wenn sich in diesem Pessimismus alle so einig sind, denn:

Lichtblick

Bekanntlich wird die Hausse ja in der Baisse geboren und wächst in der Skepsis. Gut, die Baisse und damit die Geburt liegen nun wirklich schon eine Weile zurück, aber was das Wachstum angeht, da scheint das Potenzial (jajaja, genau, die 10.000er-Marke) noch nicht gänzlich ausgereizt. So gesehen ist es für den finalen Abgesang auf den nächsten Rallye-Schub vielleicht doch zu früh, zumal die Notierungen aktuell oberhalb der 9.600er-Bariere eine neue, höhere Unterstützungszone ausbilden. Wir halten also zunächst, nämlich für eine weitere Woche, an unserer bulllishen Einschätzung fest: Solange der DAX nicht unter den breiten Unterstützungskorridor zwischen 9.600 und 9.300 Zählern zurückfällt, kann…KANN! es durchaus noch einmal…EINMAL! (mittlerweile schon fast wörtlich zu nehmen) deutlich nach oben gehen. Interessant bleibt die Frage, ob denn die breite Masse bei diesem nächsten Ausbruch überhaupt noch mit von der Partie sein wird, oder ob es nur noch die allerletzten und ganz harten Bullen sind, die den Index auf sein vermutlich letztes Hoch vor dem Sommerloch hieven. Die geringen Umsätze der vergangenen Sitzungen jedenfalls lassen vermuten, dass ein Großteil der Pessimisten die „Korrektur des Kurses“ offensichtlich bereits auf die Agenda gesetzt hat. Ob das möglicherweise zu voreilig war, werden wir in der kommenden Woche sehen!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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