(Prime Quants) – Zum Handelsschluss am Freitagabend schloss der Frontmonat des Rohöl-Futures in New York zum ersten Mal in diesem Jahr wieder über der Marke von 100 US$. Nach dem heftigen Abverkauf gleich zu Beginn des Jahres scheint der Rohölpreis damit wieder in seinen üblichen saisonalen Pfad einzuschwenken. Denn:
Zwischen Anfang bis Mitte Februar eines Jahres bildet der Ölpreis einen Boden aus um anschliessend bis Anfang Mai zu steigen. In manchen Jahren wird diese Aufwärtsbewegung Mitte März durch eine kurze, aber unter Umständen heftige Korrektur unterbrochen. Von Mai bis Ende Juli setzt dann eine saisonale Abwärtsbewegung ein, die bis Ende Juli andauern kann. Anschliessend gewinnen wieder steigende Preise die Oberhand.
Es stellt sich natürlich sofort die Frage, wodurch diese saisonale Struktur hervorgerufen wird. Betrachtet man sich die preisbestimmenden Faktoren von Rohöl, dann stellt man fest, dass es auf globaler Basis nur sehr unzuverlässiges Datenmaterial gibt. Insbesondere die Daten aus Russland (Produzent) als auch China (Verbraucher) sind hier sehr mit Vorsicht zu geniessen. Am zuverlässigsten sind danach immer noch die Bestands- und Verbrauchsdaten der USA. Insbesondere die amerikanischen Rohöl-Lagerbestände (Inventories) werden jede Woche veröffentlicht. Man unterscheidet dabei die Lagerbestände mit und ohne die strategischen Reserven.
In der nebenstehenden Grafik haben wir die Lagerbestände ohne die strategischen Reserven abgebildet. Demnach belaufen sich die aktuellen Lagerbestände (rote Linie) auf etwa 358 Mill. Barrel Rohöl. Die Bestände liegen damit unterhalb der Bestände im Vergleich zum Vorjahr, aber immer noch deutlich höher als im Durschnitt der vergangenen 5 Jahre. Weiterhin wird deutlich:
(Quelle: http://www.treasury.gov und eigene Berechnungen)
Die weiter oben beschriebene Struktur der saisonalen Ölpreisentwicklung spiegelt sich in der Lagerbestandskurve wieder. Damit hätten wir eine Situation, in der steigende Preise zu steigenden Lagerbeständen bei dem zu lagernden Gut führen. Normalerweise sollte dies aber gerade umgekehrt sein. Warum sollten also Ölpreise und Öl-Lagerbestände positiv miteinander korrelieren? Die Antwort ist sehr einfach:
Ölfirmen möchten bei steigenden Preisen gerne mehr Öl lagern, da sie Angst haben, dass sie später das Öl zu noch höheren Preisen kaufen müssten. Bei sinkenden Lagerbeständen ist genau der umgekehrte Effekt zu beobachten. Hier versuchen Ölfirmen ihre Bestände zu verkaufen, damit sie bei weiter sinkenden Preisen nicht noch weitere Wertminderungen ihrer Bestände zu verbuchen haben.
Diese kurze Erläuterung der Zusammenhänge zwischen Lagerbeständen und Saisonalitäten beim Rohöl zeigt, dass dies durchaus wichtige Informationen für den zeitgerechten Aufbau von Positionen in diesem Markt sein können. Die schönste aller Welten liegt dann vor, wenn Saisonalität, Lagerbestandsentwicklung und technische Indikatoren in die gleiche Richtung zeigen. Dies ist aktuell der Fall!
Wir wünschen Ihnen bei Ihren Investments viel Erfolg und allzeit ein glückliches Händchen!
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler