(Prime Quants) – Das Economic Cycle Research Institute (ECRI) – eines der renommiertesten und unabhängigen Institute für die Erforschung von Wirtschaftszyklen – bleibt dabei: die USA sind seit Ende 2012 in einer Rezession! Dies hat der CEO von ECRI – Lakshman Achuthan – anlässlich eines Interviews bei BLOOMBERG TV am 04 Nov 2013 nochmals explizit bekräftigt. Die Analysten vom ECRI sind bekannt dafür, dass sie sich mit ihrer Einschätzung in der Vergangenheit schon oft in krassem Gegensatz zum Mainstream befanden. Zumal man sich mit der Aussage, die USA befänden sich in einer Rezession, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sicherlich nicht viele Freunde macht. Auf der anderen Seite ist auch bekannt, dass die Einschätzungen des ERCI in aller Regel sehr zuverlässig sind.
Die Wurzeln es ERCI reichen zurück bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts und sind eng verbunden mit der Gründung und Entwicklung des NBER (National Bureau of Economic Research). Denn gegründet wurde das ECRI 1996 von Geoffrey H. Moore, nachdem Moore ein halbes Jahrhundert – davon 30 Jahre beim NBER – im Bereich der Erforschung von Wirtschaftszyklen tätig war. Unter anderem war Moore 1950 massgeblich an der Entwicklung der Leading Indicators (LEI) beteiligt. Darauf liegt auch heute noch der Schwerpunkt des ECRI: die Unterscheidung zwischen „leading (vorauseilend), coincident (zeitgleich) und lagging (nachlaufend) Indicators“.
Zu den „Leading Indicators“ zählen unter anderem breite Aktienmarktindizes, Einzelhandelsumsätze, Lagerbestände oder auch Daten aus dem Immobilienmarkt. Klassische „Lagging Indicators“ sind z.B. Daten zum Bruttosozialprodukt, Arbeitsmarktstatistiken oder auch Inflationszahlen.
In den 90er Jahren hat das ERCI auf der Basis dieser Indikatoren-Klassifizierung ein umfassendes Modell zur Analyse und Prognose von globalen und nationalen Wirtschaftszyklen erstellt. Das Ziel ist es, ein exaktes Timing-Modell für die Wendepunkte der Wirtschaftszyklen zu erhalten. Es sieht so aus, als ob das ECRI diese Aufgabe in der Vergangenheit auch ganz gut bewerkstelligt hat. Denn:
Der Vergleich der wöchentlichen Veränderungsraten des ECRI Weekly Leading Index für die USA mit dem S&P 500 auf nebenstehenden Chart bestätigt, dass der ECRI-Index in aller Regel mit einem zeitlichen Vorlauf von bis zu einem Jahr die Wendepunkte des S&P 500 Index – ebenfalls ein (leading) Indikator für die Prosperität der amerikanischen Wirtschaft – ankündigt.
Seit Anfang des Jahres ist der ECRI-Index von knapp 9% auf aktuell 1.7% gefallen. Im Gegensatz dazu hat der S&P 500 Index im gleichen Zeitraum ca. 20% zugelegt. Damit hat sich zwischen dem ECRI und dem Aktienmarkt eine gewaltige Schere aufgetan. Eine vergleichbare Situation gab es schon einmal im zweiten Halbjahr 1999. Danach hat es noch bis zum August 2000 gedauert, bevor die Aktienmärkte ebenfalls auf Tauchstation gingen.
Daher scheint uns die Beobachtung des ECRI Index wertvolle Hinweise auf eine bevorstehende Korrektur am Aktienmarkt zu geben. Sollte der ECRI Index gar negative Veränderungsraten ausweisen, dann muss von einer bevorstehenden Korrektur am Aktienmarkt in der Grössenordnung von mindestens 10% bis 20% ausgegangen werden.
Wochenrückblick
Devisen & Rohstoffe
Im Bereich der Rohstoffe und Devisen setzte sich die Tendenz eines stärker werdenden Dollars und nachgebender Rohstoffpreise fort, wobei es im Getreidebereich einige Sonderbewegungen gab.
Der Dollar profitierte in der vergangenen Woche von zwei Faktoren. Zum einen führte die für viele Marktteilnehmer überraschende Zinssenkung der EZB zu einem Abverkauf des EURO und des an den EURO gekoppelten Schweizer Frankens. Andererseits fielen die amerikanischen Arbeitsmarktdaten besser als erwartet aus, was ebenfalls unterstützend auf den Dollar wirkte. Per Saldo gab es auf Wochensicht aber keine grösseren Bewegungen im internationalen Währungsgefüge. Der Dollar hält sich bis jetzt damit an die üblichen saisonale Vorgaben: Stärke im November gefolgt von einem Schwächeanfall im Dezember.
Den Edelmetallen hat der zur Stärke neigende Dollar gar nicht gut getan. Es mussten durch die Bank Verluste hingenommen werden. Am stärksten hat es Gold und Silber mit jeweils über 2% Kursrückgang erwischt. Unsere Trendmodelle sind hier weiterhin auf der SHORT-Seite positioniert.
Der Kursrückgang bei den Energiekontrakten hat sich nicht fortgesetzt. Auf Wochensicht waren hier keine grossen Kursbewegungen zu beobachten. Die Trendmodelle zeigen hier weiterhin eine klare SHORT-Position an. In den nächsten Wochen könnte hier allerdings wieder eine erhöhte Volatilität zu verzeichnen sein, je nachdem wie sich die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm zwischen dem IRAN, Der EU und der USA entwickeln. Sollte absehbar werden, dass das Ölembargo gegen den IRAN aufgehoben werden könnte, dann würde dies nochmals erheblichen Druck auf die Energiepreise ausüben. Mit etwa 2.5 Mill Barrel Öl pro Tag steht der IRAN immerhin für 3% der globalen Rohölversorgung.
Die extrem schwache Performance bei den Sojabohnen und Sojabohnenmehl in der vorletzten Woche wurde wieder komplett ausgeglichen. Die beiden Kontrakte gehörten aufgrund positiver Einschätzungen der USDA am Freitag zu den Top-Gewinnern der Woche. Unsere Trendmodelle haben bei beiden Kontrakten wieder in moderate LONG-Positionen gedreht. Allein Weizen ist mit einem Wochenminus von mehr als 2% erneut in seinen Abwärtstrend zurückgekehrt.
Bei Kaffee, Zucker und Baumwolle gab es keine grösseren Ausschläge. Alle drei Märkte sind weiterhin SHORT. Nach einem Kursrückgang vom Hoch bei 3.40 USD vor zweieinhalb Jahren rückt nun bei Kaffee die runde 100-Cent-Marke in greifbare Nähe. Hier könnte es durchaus auch mal wieder einen kräftigeren Rebound geben.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler