(Prime Quants) – Falls Sie den gleichnamigen Song von Johannes Oerding kennen: Sehr schön, Sie haben Geschmack! Falls nicht – halb so wild, denn hier geht es ja schließlich um die Börse und nicht um zeitgenössische Musik. Den Titel kann man allerdings getrost auch der vergangenen Handelswoche verleihen, womit der Einstieg in dieses Editorial erfreulicherweise doch noch geglückt wäre. Denn es tut sich nach wie vor nichts Wesentliches auf dem Parkett – die Blockade im politischen Streit um die Anhebung der amerikanischen Schuldengrenze hat auch an den Kurstafeln zunächst für allgemeinen Stillstand gesorgt. Zu Recht, denn derzeit gibt es keine Exit-Strategie, falls es der Regierung Obamas nicht gelingt, einen Konsens mit den Republikanern zu finden. Und die Zeit dafür läuft ab – am 17. Oktober wird nach jüngsten Angaben des US-Finanzministeriums die gesetzlich zulässige Obergrenze der Staatsverschuldung erreicht, danach geht dann tatsächlich gar nichts mehr! Doch was bedeutet das genau?
Land unter in Übersee
Zunächst einmal ist der Streit ums liebe Geld in den USA nichts Neues, die Schuldengrenze wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten rund vierzigmal angehoben, allerdings ohne dass es zu größeren Verwerfungen an den Finanzmärkten oder gar einer Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft kam. Daher sind die möglichen Folgen eines solchen Bankrotts bislang auch reine Spekulation, doch der Umstand, dass die USA dann möglicherweise ihre Staatsanleihen nicht mehr bedienen können, gilt derzeit als Worst-Case-Scenario, mit gänzlich unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. Erdrutschartige Kursabschläge in den Indizes – in den jüngsten Analystenschätzungen wird mit einem Minus von etwa 30% gerechnet – sowie sprunghafte Anstiege der Renditen für US-Anleihen, dramatische Wertverluste im Dollar, ein explodierender Goldpreis, massive Vertrauensverluste gegenüber den Vereinigten Staaten –die wahrscheinlichen Konsequenzen einer US-Pleite dürften den Lehman-Crash wie einen Kindergeburtstag anmuten lassen! Immerhin scheinen dies nun endlich auch die Republikaner unter der Führung John Boehners zu begreifen, die am Donnerstag ihre vage Bereitschaft zu einer kurzfristigen Erhöhung der Schuldengrenze signalisierten. Damit wäre zumindest etwas Zeit für weitere Verhandlungen gewonnen, und diese Taktik hat sich offensichtlich auch die US-Notenbank Fed auf die Fahne geschrieben:
Rebel Yellen
Die Nachfolgerin für den Ende Januar aus dem Amt scheidenden Ben Bernanke steht seit Wochenmitte fest – mit der derzeitigen Vize-Chefin Janet Yellen wird erstmals in der knapp hundertjährigen Geschichte der Notenbank eine Frau die Verantwortung für die Geldpolitik der USA übernehmen. Die 67-Jährige ist zwar weder Wunschkandidatin Obamas noch unumstritten, folgte bislang jedoch loyal dem Kurs ihres Vorgesetzten Bernanke. Damit stehen zunächst alle Zeichen auf eine Fortsetzung der ultralockeren Geldvergabe durch die Fed, der Beginn des gefürchteten Tapering wird nunmehr frühestens für März 2014 erwartet. Auf dem Papier also ideale Voraussetzungen für eine veritable Jahresend-Rallye – sofern die USA die Kurve kriegen und endlich wieder etwas geht!
DAX tritt auf der Stelle
8.600 zum Ersten, zum Zweiten, zum…der deutsche Leitindex wirkte über weite Strecken dieser Handelswoche ebenfalls wie festgenagelt, bevor am heutigen Freitag doch noch ein Befreiungsschlag über die Marke von 8700 Punkten gelang. Damit wird unsere Annahme bestätigt, wonach sich im Dax durch die Seitwärtsbewegung der vergangenen Wochen derzeit mächtig Druck aufbaut. Und die bevorzugte Richtung der Anleger für diesen Überdruck ist hinlänglich bekannt, das Potenzial für einen starken Schlussspurt inklusive neuer Rekordhochs somit vorhanden – der Startschuss dafür muss jedoch in Washington fallen!
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler