(Prime Quants) – Der Ölpreis hangelt sich unter zum Teil heftigen Schwankungen stetig nach oben. Der aktuelle Frontmonat (Oktoberkontrakt – CLV13) bei den Futures der Sorte WTI (West Texas Intermediate) notiert bei etwa 110 USD pro Barrel auf seinem Kontrakthoch. Alle anderen weiter entfernten Kontrakte notieren jeweils immer tiefer (siehe Grafik). Diese Situation nennt man „Backwardation“ oder auch „Inverse Terminstruktur“. Das interessante an dieser Situation ist, dass eine Backwardation in aller Regel mit steigenden Preisen korreliert. Dies bedeutet, dass Investoren in diesem Markt bei jedem Laufzeitenwechsel sogenannte „Rollgewinne“ einstreichen können, indem Positionen in den kurzlaufenden Kontrakten bei hohen Kursen glattgestellt und der Erlös in die nächsten Terminkontrakte zu niedrigeren Kursen investiert werden.

Eine andere Möglichkeit an der Backwardation zu partizipieren ist der Handel mit Spreads. Ein Investor, der zu Beginn des Jahres 2013 den Dezember 2013 Kontrakt (CLZ13) gekauft und den Dezember 2014 Kontrakt (CLZ14) verkauft hat, steht aktuell mit etwa 12 USD pro Barrel im Gewinn. Da ein Kontrakt jeweils 1000 Barrel umfasst bedeutet dies einen Profit von 12.000 USD pro Spread. Dabei ist das Risiko bei dieser Art von Spreadhandel relativ gering, da die Verluste auf die Höhe der Haltekosten begrenzt sind, ansonsten würde sofort Arbitrage professioneller Marktakteure einsetzen.

Chart Terminstruktur Rohöl

Warum aber notieren die Rohölfutures in Backwardation? Die Begründung liegt hier im Verfügbarkeitsvorteil. Viele kommerzielle Marktteilnehmer halten es für sicherer und daher letztendlich günstiger, Rohöl auf Vorrat zu halten. Die hierfür aufzuwendenden Lagerkosten haben offensichtlich weniger Gewicht als kurzfristigen Lieferengpässen ausgesetzt zu sein.

Damit drückt die aktuelle Backwardation alles andere als eine sichere Versorgungslage aus. Beispiel Libyen: noch im 2. Quartal hat das Land täglich ca. 1.4 Mill Barrel Öl geliefert. Unbemerkt von der Öffentlichkeit – die Top-Schlagzeilen werden zurzeit von Syrien dominiert – ist die libysche Ölproduktion aufgrund der Bürgerkriegsähnlichen Zustände in diesem Land auf etwa 100. 000 Barrel pro Tag gesunken. Bei einem globalen Verbrauch von ca. 90 Mill Barrel pro Tag entspricht der Rückgang knapp 1.5% der weltweiten Ölproduktion, der durch die OPEC ausgeglichen werden muss.

Sollten aufgrund einer Eskalation der Situation in Syrien auch der IRAK und der IRAN mit in den Konflikt hineingezogen werden, dann wären weitere 6 Mill Barrel pro Tag an Produktionskapazität gefährdet. Die Terminstruktur gibt somit verlässliche Hinweise auf die Einschätzung der kommerziellen Marktteilnehmer in Bezug auf die weitere Entwicklung des Ölpreises.

Wochenrückblick

Die vergangene Woche brachte für die Devisen und Rohstoffe durchwachsene Ergebnisse. Die wesentlichen markbeeinflussenden Ereignisse waren dabei einmal mehr die Syrienkrise und die schlechter als erwartet ausgefallenen US Arbeitsmarktdaten am Freitag.

Während der US Dollarindex nahezu unverändert aus dem Markt ging glänzte insbesondere der australische Dollar mit einem Gewinn von 3.3% als Outperformer der Woche. Wenn auch ein Grossteil dieser guten Wochenperformance als Wahlspekulation abgetan werden kann – in Australien haben am Wochenende die Konservativen unter Tony Abott nach sechs Jahren die Labor-Party abgelöst – fällt auf, dass auch mit dem kanadischen Dollar die zweite Rohstoffwährung um 1.3% gegenüber dem USD zulegen konnte. Das ist grundsätzlich ein positives Signal für weiter steigende Rohstoffpreise.

Im Energiesektor profitierte vor allem Rohöl von den Spekulationen über das weitere Vorgehen der USA gegenüber dem Assad Regime in Syrien. Sollte es tatsächlich zu einem Militärschlag seitens der Amerikaner kommen, dann wäre mit einem explosionsartigen Anstieg des Ölpreises der Sorte WTI in den Bereich 115 bis 125 USD zu rechnen. Im Gegensatz zu Rohöl konnten bis dato weder Benzin noch Erdgas von dieser Situation profitieren und gaben jeweils um mehr als 1% nach.

Bei den Edelmetalllen setzte sich wie von uns bereits in der Vorwoche vermutet die Konsolidierungsphase fort. Nach einer schwachen Woche konnten sich die Preise für Gold und Silber erst am Freitagnachmittag mit den schwachen US Arbeitsmarktdaten wieder in Richtung positives Terrain vorarbeiten, wobei es bei Gold mit einem Wochenminus von 0.69% nicht mehr ganz gereicht hat.

Der Getreidebereich entwickelt sich weiterhin in zwei unterschiedliche Richtungen: Sojabohnen und Sojamehl aufwärts, Weizen, Mais und Hafer abwärts. Lediglich Sojabohnen-Öl hat sich vom Soja-Komplex entkoppelt und tendiert weiterhin in einem deutlichen Abwärtstrend.

Bei den Softs setzte Zucker zu einer Zwischenerholung an und legte um 2.75% zu. Eine Erholung in Richtung 18 cents/lbs sollte aufgrund des weltweiten Überangebots und des nach wie vor stabilen Abwärtstrends zum weiteren Aufbau von Short-Positionen genutzt werden.

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