Einen erfahrenen Trader erkennen Sie vor allem daran, dass er bereits eine eigene Meinung hat und niemanden um eine solche bittet. Mit Sturheit oder Renitenz hat das nichts zu tun, ganz im Gegenteil: Der Austausch zwischen Kollegen und Gleichgesinnten ist immer eine gern gesehene Abwechslung, führt aber so gut wie nie zu einer Neuausrichtung der Handelsentscheidung. Nehmen Sie sich ein Beispiel daran! Sie brauchen keine zweite Meinung, um Ihre These zu untermauern oder aber, und das wäre das noch größere Übel, gar über den Haufen zu werfen. Häufig neigen nämlich gerade unerfahrene Trader dazu, zur Absicherung ihrer Theorie um Rat zu fragen…den Kollegen, einen guten Freund, den Zahnarzt, vielleicht sogar den Zeitungsverkäufer am Bahnhof. Aus psychologischer Sicht völlig verständlich – je mehr Befragte die Ansicht bestätigen, desto sicherer fühlt sich der Frager mit seiner Entscheidung, und auch die Verantwortung für dieselbe ruht nach seinem subjektiven Empfinden auf mehreren Schultern. Er entlastet sich quasi selbst. Klingt gut, ist es aber nicht.

Die Verantwortung für einen Trade liegt immer bei Ihnen ganz allein. Sie entscheiden, und Sie sind der Bestimmer. Das zwingt Sie zu großer Sorgfalt, was Ihre Handelsentscheidungen angeht, aber nur wenn Sie sorgfältig und überlegt arbeiten, wird es auch gut. Fragen Sie nicht andere, ob Ihre Idee richtig ist, denn ein Einwand hier, ein heißer Tipp da, eine Meldung in den Nachrichten dort, und schon haben Sie Ihren roten Faden verloren. Sie fangen an zu zögern…werden unsicher…warten vielleicht doch besser erst einmal ab. Mit dieser Strategie werden Sie niemals einen Blumentopf gewinnen können.

Lernen Sie vielmehr, zu Ihrer (wohlüberlegten und sorgfältig ausgearbeiteten) These zu stehen. Die Sicherheit, die Sie sich vielleicht für Ihre Entscheidung wünschen würden, die gibt es sowieso nicht. Selbst wenn sich ausnahmsweise alle Analysten, Nachrichtensprecher, Stammtische sowie Zeitungsverkäufer einig wären und unisono verkünden würden, „jetzt kommt sie, die Jahresendrallye!“, können die Kurse morgen mir nichts, dir nichts zusammenbrechen. Doch wen machen Sie dann für diese „Fehleinschätzung“ verantwortlich? Letztlich immer wieder nur sich selbst. Denn Sie haben schließlich darauf gehört…Ihren Trade verschoben…angepasst…gar nicht erst platziert. Wie Sie es drehen und wenden, die Verantwortung für Ihre Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen, also lassen Sie auch nicht zu, dass vorher Einfluss darauf genommen wird. Informieren Sie sich bestmöglich, diskutieren Sie das Für und Wieder, holen Sie einen Rat ein, wenn Sie einen solchen brauchen…aber bitte keine zweite oder gar dritte Meinung. Glauben Sie wirklich, ein George Soros fragt, bevor er kauft? Nein? Eben! Agieren Sie selbstsicher und ebenso bestimmt, und lassen Sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wer sonst – der Markt ist es nämlich mit Sicherheit nicht.