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Nur noch kurz die Welt retten
Zehn Jahre ist das schon wieder her, dass Tim Bendzko, Berliner wie ich, mit dem Song „Nur noch kurz die Welt retten“ den Durchbruch als Singer/Songwriter schaffte. 47 Wochen war das Lied damals in den deutschen Charts, was vermutlich auch am eingängigen Refrain gelegen haben dürfte. Ein Jahrzehnt später passt der Titel zwar immer noch, allerdings hat sich die Gesamtsituation in vielerlei Hinsicht verändert. Ein Virus hält die Welt in Atem und auch auf Trab; mit der vierten Welle erreicht Deutschland weiterhin Spitzenwerte bei den Infektionszahlen, Tendenz leider unvermindert steigend. Von der Eurokrise, die 2011 so richtig Fahrt aufnahm und im Sommer darauf mit Mario Draghis legendärer „Whatever it takes“-Rede auf der Global Investment Conference in London ihren Höhepunkt erreichte, spricht oder schreibt dagegen heute niemand mehr.
Alles halb so wild
Auch Staatsschulden sind kein Thema; angesichts der Corona-Pandemie haben die zwar neue Höchststände erreicht, da das – also die neuen Höchststände – gleichermaßen auf die Aktienmärkte (übrigens auch im Gegensatz zum Verlustjahr 2011) zutrifft, scheint sich darüber kaum jemand den Kopf zu zerbrechen. Schließlich gilt ein starkes Wirtschaftswachstum als probates Mittel zur Schuldenbekämpfung. (Blöd nur, dass ausgerechnet jetzt die Lieferketten reißen, die Preise in die Höhe schießen und der Weltwirtschaftskreislauf seine Schwächen offenbart.) Aber wenn wir schon bei diesem Thema sind – um die aktuelle Inflation und die grundsätzliche Frage, ob es sich bei dieser um Fluch oder Segen für die Börsen handelt, ging es auch im SG Active Trading Webinar am Mittwoch, bei dem meine sehr geschätzten Kollegen zu Gast waren und das Sie sich, falls Sie die Veranstaltung verpasst haben, hier gerne noch einmal als Aufzeichnung anschauen können. Damit kommen wir zum letzten Punkt für heute, den Märkten. Da läuft eine veritable Jahresendrallye, die beispielsweise im DAX schon annähernd zweistellige Kursgewinne möglich machte. Konkret:
Aufwärtspotenzial
Seit dem Oktobertief bei 14.819 Punkten hat der deutsche Leitindex in der Spitze – das jüngste Allzeithoch stammt vom gestrigen Donnerstag und ist bei 16.290 Punkten zu finden – 1.471 Zähler hinzugewonnen, macht ein Plus von 9,93%. Und natürlich stellt sich da jetzt ganz aktuell die Frage, ob da noch mehr geht. Aus charttechnischer Frage ist die Antwort schnell gegeben; nachdem sich im Chart mit dem bereits erwähnten Oktobertief ein weiteres kleines V herausgebildet hat, reicht das rechnerische Aufwärtspotenzial bis in den Bereich der runden 17.000er-Schwelle. Dabei reden wir noch nicht über die große V-Formation, die nach dem Corona-Crash entstand und die, rein rechnerisch, ein Kurspotenzial bis 19.000 Zähler bereithalten könnte. Nach unten sind die Kursziele ebenfalls klar abgesteckt, denn der erste Halt ist unverändert an der runden 16.000er-Marke zu finden. Erst wenn die nachgibt, Stichwort ebenso unverändert „mögliche Gewinnmitnahmen“, dürften die Haltezonen bei 15.800 und 15.500 auf den Prüfstand gestellt werden, darunter würde alles auf einen Test der 200-Tage-Linie (die mittlerweile bei 15.338 verläuft) und der 15.000er-Barriere hinauslaufen.